Fragwürdiger Bürgerprotest oder Selbstschutz in
Heinsberg-Randerath?

Auf Teufel komm raus

KINOSTART: 12.05.2011 • Dokumentarfilm • Deutschland (2010) • 82 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Auf Teufel komm raus
Produktionsdatum
2010
Produktionsland
Deutschland
Laufzeit
82 Minuten

Deutschland, 2009: Ausnahmezustand in dem kleinen Ort Heinsberg-Randerath an der deutsch-niederländischen Grenze. Hier hat sich der verurteilte Sexualstraftäter Karl D., der drei junge Mädchen vergewaltigt hat, nach Verbüßung seiner langjährigen Haftstrafe im Haus des Bruders niedergelassen. Als dies durch den Landrat, der D. für gefährlich hält, publik wird, gehen die Bürger aus Angst um ihre Kinder auf die Straße, protestieren täglich vor dem Haus, in dem Karl D. lebt. Die Situation eskaliert bald mehr und mehr ...

Die beiden Filmemacherinnen Julie Kreuzer und Mareille Klein haben sich des Falles, der seinerzeit bundesweit für Schlagzeilen sorgte, angenommen und die Geschehnisse in der rheinischen Kleinstadt in ihrer sehenswerten Studie dokumentiert. Ohne Partei zu ergreifen, zeigen sie die zum Teil absurden Vorkommnisse, sprachen mit Protestlern, Karl D. und dessen Familie. So erschließt sich dem Zuschauer sehr schnell, in welcher beinahe aussichtslosen Lage sich Familie D. befindet, die nicht mehr unbeobachtet das Haus verlassen kann, von den gegenseitigen Drohungen und Verwünschungen ganz zu schweigen. Dass es Wege gibt aus der scheinbar aussichtslosen Situation, zeigen schließlich drei Frauen, die die verhärteten Grenzen überwinden, indem sie das Gespräch mit Familie D. suchen. Ein bemerkenswertes Werk, das auf die grundsätzliche Frage, wie mit entlassenen Sexualstraftätern umzugehen ist, zwar keine Antworten liefern kann, aber in eindrucksvoller wie verstörender Weise beleuchtet, zu welchen Verwicklungen die Ansiedlung eines Täters, der seine Haftstrafe verbüßt hat, führen kann. In Heinsberg-Randerath wurde es übrigens erst wieder ruhiger, als Karl D. schließlich den Ort verließ.

Foto: RealFiction

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