Bitterer Balkan

KINOSTART: 01.01.1970 • Dokumentarfilm • Deutschland (1999)
Lesermeinung
Produktionsdatum
1999
Produktionsland
Deutschland
Als der Schriftsteller Tilman Spengler 1999 Mainzer Stadtschreiber war, reiste er für zwei Wochen nach Montenegro und in den Kosovo. - In seinem "elektronischen Tagebuch" berichtete er von seinen Eindrücken und Begegnungen. Der Sommer 1999 ist der Sommer nach den Bomben, der Sommer nach der Vertreibung der Kosovaren, der Sommer nach der "Intervention". In Kotor ist ein Pfarrer damit beschäftigt, die, wie er sagt, "Zerrüttung der Seelen" wieder zu beheben. Er will Schäden restaurieren, materielle wie die des Herzens, die "Ahnungslosigkeit und Gewalt" angerichtet haben. Von den meisten materiellen Schäden hat das Fernsehen berichtet. Allerdings nicht von allen: Wie eine Warnung vor kommendem Unheil hatte 1979 ein Erdbeben die Region erschüttert - und damit auch alle Gotteshäuser. Der Pfarrer von Kotor bemüht sich, auch diese wieder instand zu setzen. Gegenüber seiner Pfarrei liegt das Irrenhaus von Dobruta, eine der größten Heilanstalten des früheren Jugoslawiens. Der Direktor ist ein Freund des Pfarrers. Gemeinsam haben sie Flüchtlinge betreut. Der Direktor hat sich besonders um die vergewaltigten Frauen aus dem Kosovo gekümmert, die in einem Lager nahe der albanischen Grenze zusammengeführt worden waren. Jetzt ist das Lager leer. Die Behörden versuchen, serbische Flüchtlinge dort unterzubringen, doch diese trauen sich nicht, weil die Grenze zu Albanien in unmittelbarer Nähe verläuft. Ein anderer Freund und Amtsbruder des Pfarrers lebt in der Nähe von Pec im Kosovo und hat während der Zeit der Verfolgung Kosovaren versteckt. Das brachte ihn in Konflikt mit seinem griechisch-orthodoxen Kollegen, der sich weigerte, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Vorstände der Klöster waren mutiger. Jetzt werden sie von den Anhängern der UCK bedroht, von den früheren Verfolgten allerdings geschützt. In seinem Film stellt Tilman Spengler Menschen vor, die der von den Kriegen verursachten "Zerrüttung der Seelen" ihr Engagement entgegenstellen. In seiner sehr subjektiven Chronik vermittelt Spengler in Momentaufnahmen des Alltags eine Sichtweise der Konflikte, die über die Beschränkungen ethnischer Zugehörigkeit hinausgeht.

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