Zula (Joanna Kulig) und Wiktor (Tomasz Kot) können voneinander nicht lassen.
Ein Cineasten-Traum in Schwarz-Weiß: Pawel Pawlikowskis Liebesdrama "Cold War - Der Breitengrad der Liebe".

Cold War - Der Breitengrad der Liebe

KINOSTART: 22.11.2018 • Drama • PL / GB / F (2018) • 88 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Zimna wojna
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
PL / GB / F
Budget
4.954.000 USD
Einspielergebnis
769.481 USD
Laufzeit
88 Minuten

Filmkritik

Ein polnisches "Casablanca"
Von Gabriele Summen

In "Cold War – Der Breitengrad der Liebe" erzählt Pawel Pawlikowski in unvergesslichen Bildern von einer selbstzerstörerischen Liebe in schwierigen Zeiten.

"Warst du bei einer Hure?" – "Ich habe kein Geld für Huren. Ich war mit der Frau meines Lebens zusammen!". Kitschige Streichermusik benutzt Regisseur Pawel Pawlikowski glücklicherweise nicht, um das selige Lächeln des polnischen Komponisten Wiktor zu unterstreichen, nachdem er dieses Gespräch mit seiner vorübergehenden Bettgefährtin geführt hat. Ohne Griff in die üblichen Manipulationskisten erzählt der Regisseur, der 2015 für "Ida" mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde, eine der tragischsten Liebesgeschichten der letzten Jahre, die das Zeug zu einem Klassiker à la "Casablanca" hat. Bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes wurde er dafür mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet. Auch ins Rennen um den sogenannten Auslands-Oscar wird "Cold War" geschickt.

Es sind die Zeiten des Kalten Krieges: 1949 durchstreifen der Komponist Wiktor (Tomasz Kot) und sein Team Nachkriegspolen auf der Suche nach bäuerlichen Gesangstalenten. Mit ihnen will Wiktor ein folkloristisches Musik- und Tanz-Ensemble zusammenstellen, dass den Polen ihre nationale Identität zurückgeben soll. Beim Vorsingen wird er auf die originelle und selbstbewusste Bewerberin Zula (grandios: Joanna Kulig) aufmerksam, die nicht nur eine tolle Stimme, sondern auch eine Bewährungsstrafe auf dem Kerbholz hat, weil sie ihren zudringlich gewordenen Vater mit einem Messer abwehrte.

Wiktors Partnerin Irena, verkörpert von Agata Kulesza, die schon bei "Ida" eine tragende Rolle spielte, reagiert skeptisch auf das undurchsichtige, blonde Mädchen. Sie kann nicht verhindern, dass Wiktor und Zula einer selbstzerstörerischen Liebe verfallen, die 15 Jahre währen wird und durch die leinwandsprengende Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern überaus glaubwürdig wirkt.

Der opportunistische Verwaltungsleiter Kaczmarek (Borys Szyc) hat unterdessen andere Pläne mit dem herzergreifenden, patriotischen Chor, der von Pawlikowski perfekt inszeniert ist und die Seelen der Zuschauer zu berühren vermag. Das Ensemble soll zu Propagandazwecken eingesetzt werden: Statt über Liebe, Schmerz und Leid wird nun über den großen Genossen Stalin und die Agrarreform, den Weltfrieden und seine Gefährdung gesungen.

Wiktor und Zula verlieren ihre musikalische Heimat – und werden sie in ihrem Leben nicht mehr wiederfinden. Ein Auftritt bei den "Brüdern" in Ost-Berlin folgt, den der Komponist mit seiner undurchsichtigen Geliebten zur Flucht in den Westen nutzen will. Doch es kommt anders. Während Wiktor sich in Paris allein als Pianist durchschlägt, bleibt Zula bei ihrem Ensemble. Schade, dass sich Pawlikowskis Aufmerksamkeit in dieser Zeitspanne auf den uninteressanteren Wiktor konzentriert.

Aber Pawlikowski weiß genau, wovon er mit Mut zur Lücke erzählt. Im Abspann erfährt der Zuschauer, dass die Liebesgeschichte seiner Eltern ihn zu diesem neuerlichen Filmjuwel in Schwarz-Weiß inspiriert hat. Gedreht wurde, wie auch schon bei seinem Oscargewinner, in beinahe quadratischem Academy-Format, dass die einengenden Umstände, in denen diese Geschichte spielt, perfekt unterstreicht.

Die einzelnen, sehr konzentrierten Episoden, zwischen denen oft viele Jahre und ein einziger Schnitt liegen, lassen viel Raum, die ganze Geschichte der Liebenden schaudernd zu erahnen. Dies, sowie ein mitreißender Soundtrack und unvergessliche Bilder machen diesen Arthouse-Film zu einem Fest für Cineasten und Romantiker.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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