Florence (Alexandra Lamy) sitzt im Rollstuhl, Jocelyn (Franck Dubosc) tut nur so. Er fürchtet, ihre Zuneigung zu verlieren, wenn er ihr die Wahrheit sagt.
"Liebe bringt alles ins Rollen" ist eine hervorragend geschriebene, gespielte und inszenierte romantische Inklusions-Komödie in bester französischer Tradition.

Liebe bringt alles ins Rollen

KINOSTART: 05.07.2018 • Komödie • F (2018) • 109 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Tout le monde debout
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
F
Budget
7.000.000 USD
Laufzeit
109 Minuten

Filmkritik

Zartbitterer Genuss
Von Andreas Günther

Wie soll man der Angebeteten im Rollstuhl gestehen, dass man die eigene Behinderung nur vortäuscht? Die Folgen schäbiger List lassen einen überraschend herzlich lachen und bieten zartbitteren Genuss.

Ein romantisches Abendessen bei Kerzenschein auf der Terrasse eines eleganten Prager Restaurants, mit herrlichem Blick auf das Lichtermeer der Stadt. Wie lange sie denn von Paris aus in ihrem Tourenbus unterwegs gewesen sei, fragt Jocelyn (Franck Dubosc). "15 Stunden", antwortet Violinistin Florence (Alexandra Lamy). "Oh, so lange könnte ich gar nicht stillsitzen", entgegnet Jocelyn. Florence lacht. Er jedoch blickt trübsinnig drein. Jocelyn hat gar nicht witzig sein wollen. Er hat sich nur verplappert. Florence sitzt im Rollstuhl, er in einem Elektromobil. Dabei kann Jocelyn eigentlich gehen. Nur traut er sich nicht, es Florence zu sagen – nicht mehr. Die Szene zeigt die feine Mischung der Komödie "Liebe bringt alles ins Rollen": romantische Atmosphäre und Galgenhumor, Charme und Ringen um Aufrichtigkeit, Schuld und Angst vor den eigenen Gefühlen. Selten geben sich Leichtigkeit und ein Hauch von Tragik ein so rund inszeniertes Stelldichein.

Ins moralische Dilemma befördert hat den alternden Beau, zynischen Aufreißer und despotischen Marketingleiter für hippe Sportschuhe ein gemeiner Trick. Um die Pflegerin Julie (Caroline Anglade) rumzukriegen, mimt Jocelyn im Rollstuhl seiner verstorbenen Mutter den Hilfsbedürftigen. Doch ehe er sich versieht, findet er sich Florence gegenüber. Verrät sein Blick Erschrecken über die Behinderte oder einen Anflug von Liebe? Womöglich beides. Jedenfalls hält Jocelyn den Kontakt aufrecht – im Rollstuhl.

Seine ergebene Sekretärin Marie (Elsa Zylberstein) und sein Arzt und bester Freund Max (Gérard Darmon) finden ganz und gar nicht gut, was er da treibt. Sie liegen ihm in den Ohren, er müsse Florence sagen, dass er gehen kann. Doch je tiefer seine Gefühle werden, umso schwerer fällt ihm das, fürchtet er doch, ob seiner Lüge Florence zu verlieren. Da hat sein Vater (Claude Brasseur), auch ein Schürzenjäger mit viel Erfahrung, eine verrückte Idee.

Franck Dubosc, der Jocelyn spielt, ist in seinem Heimatland Frankreich ein bekannter Film- und Fernsehkomiker. Schon früher hat er sich seine Rollen bisweilen selbst geschrieben. Bei "Liebe bringt alles ins Rollen" ist es das ganze Drehbuch – und Regie geführt hat er auch. Alle drei Jobs macht er hervorragend. Auch die französische Fachpresse war angetan von dem, was jemand cineastisch zustande bringt, den sie eigentlich nur als Hampelmann kannte.

Dubosc gelingt nichts weniger als die Wiederbelebung und Modernisierung der französischen hedonistischen Filmkomödie der 1970er-Jahre. In der Ära der Inklusion entdeckt der Verführer ganz neue Empfindungen. Äußerst facettenreich gibt Dubosc den Macho, der sich nur schwer an den Gedanken gewöhnt, eine Behinderte zu lieben, aber in ihrer Gegenwart lernt, sich dafür zu verabscheuen. Alexandra Lamy verkörpert perfekt ein innovatives Frauenbild. Ihre Florence ist sportlich und erfolgreich trotz Handicap, ohne dass Lamy Momente der Verbitterung im angestrengten Lächeln ihrer Figur unterschlagen würde.

Und schließlich fesselt die brillante Darbietung mit perfekter Dosierung von Tiefgang und Turbulenz, mit Bildern voller sprechender Details und verblüffenden psychologischen Miniaturen in bester Tradition des französischen Unterhaltungsfilms. Um Fülle und Qualität zu würdigen, ist es eigentlich ein Muss, "Liebe bringt alles ins Rollen" zweimal zu sehen – oder mit Freunden und sich anschließend an langen lauen Sommerabenden darüber auszutauschen.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller
Claude Brasseur
Claude Brasseur
Lesermeinung
Weitere Darsteller

Neu im kino

The Son
Drama • 2022
prisma-Redaktion
The Expendables 4
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
The Nun II
Horrorthriller • 2023
prisma-Redaktion
Trauzeugen
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
A Haunting in Venice
Krimidrama • 2023
prisma-Redaktion
Dalíland
Drama • 2022
prisma-Redaktion
Feminism WTF
Dokumentarfilm • 2023
prisma-Redaktion
Enkel für Fortgeschrittene
Komödie • 2023
Doggy Style
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Sophia, der Tod & Ich
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
The Equalizer 3
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
Joy Ride – The Trip
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
The Inspection
Drama • 2022
prisma-Redaktion
Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs
Historienfilm • 2023
prisma-Redaktion
Gran Turismo
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
Hypnotic
Mysterythriller • 2023
Rehragout-Rendezvous
Krimikomödie • 2023
prisma-Redaktion
Gehen und Bleiben
Dokumentarfilm • 2023
prisma-Redaktion
Cillian Murphy ist die perfekte Besetzung für den theoretischen Physiker J. Robert Oppenheimer, der als "Vater der Atombombe" in die Geschichte einging.
Oppenheimer
Drama • 2023
prisma-Redaktion
Barbie (Margot Robbie) lebt ein perfektes Leben - bis sie eines Tages beginnt, über den Tod nachzudenken.
Barbie
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
The Art of Love
Komödie • 2022
prisma-Redaktion
Rodeo
Drama • 2022
prisma-Redaktion
Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1
Actionfilm • 2023
prisma-Redaktion
Mein fabelhaftes Verbrechen
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Insidious: The Red Door
Horrorfilm • 2023
prisma-Redaktion
Love Again
Liebeskomödie • 2023
prisma-Redaktion
Get Up
Drama • 2023
prisma-Redaktion
Ruby taucht ab
Animationsfilm • 2023
prisma-Redaktion
Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Abenteuerfilm • 2023
prisma-Redaktion
No Hard Feelings
Komödie • 2023
prisma-Redaktion

BELIEBTE STARS