Es fällt vielen Frauen schwer, darüber zu sprechen: die Menopause. Also die Zeit, die den Lebensabschnitt einleitet, in der sie keine Kinder mehr bekommen können und der Körper sich umstellt. Mit all den tückischen Merkmalen: Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, ständige Müdigkeit. Die Thematik bietet so viele Möglichkeiten, auf diese Lebensphase einer Frau einzugehen – doch noch eine langweilig erzählte Geschichte einer geplagten Dame in den Fünfzigern braucht kaum noch jemand.
Aurora (Agnès Jaoui) ist eine Frau, die eigentlich mitten im Leben steht. Sie hat zwei wunderbare Töchter (Sarah Suco und Lou Roy-Lecollinet), einen Job, eine gute Beziehung zu ihrem Ex-Mann (Philippe Rebbot) und eine tolle, beste Freundin (Pascale Arbillot). Doch langsam gerät Auroras Welt aus den Fugen. Denn sie ist in den Wechseljahren und wird außerdem bald Oma. Beides kratzt sehr an ihrem Ego. Als sie dann auch noch ihre Jugendliebe Christophe (Thibault de Montalembert) trifft, steht ihr Leben völlig kopf. Doch Aurora will ihr Schicksal nicht aus der Hand geben und packt die Sache selbst an – allen Widrigkeiten zum Trotz!
Die Augenblicke, in denen man bei "Madame Aurora und der Duft von Frühling" herzlich lacht, sind selten. Zum Beispiel, wenn eine Dame jenseits der 70 davon erzählt, wie wunderbar die Zeit mit ihrem leidenschaftlichen Lover war. Solche Momente sind rar, auch wenn vor allem Agnès Jaoui durchaus sympathisch ist. Dennoch fällt es schwer, der doch sehr offensichtlichen Geschichte mit all ihren erzwungen wirkenden Zufällen mit Interesse zu folgen. Zu wenig werden Charaktere beleuchtet, zu viel wird der Fokus auf das Thema Wechseljahre gelegt.
Genau dieser Fokus wird dabei so unglaublich langweilig behandelt. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Menopause keine leichte Zeit für eine Frau ist. Aber gerade deswegen hätte man sich einen deutlich humorvolleren Umgang gewünscht. Zwar war der Ansatz durchaus erkennbar, getraut hat sich Regisseurin und Drehbuchautorin Blandine Lenoi leider nicht viel. Man hat den Eindruck, niemand solle irgendwie verärgert oder angegriffen werden. Dabei hätte etwas mehr derber Humor oder Forschheit der Komödie gutgetan. Auroras beste Freundin Mano ist zwar sehr direkt, und ab und zu gelingt auch den anderen Charakteren mal ein frivoler Dialog, doch wirkt alles sehr zurückgenommen.
Alternativ hätte man das Ganze auch typisch französisch, also mit beherzter Leichtigkeit, angehen können. Davon ist allerdings ebenfalls nur sehr selten etwas zu spüren, denn zu oft verfängt sich "Madame Aurora und der Duft von Frühling" in Klischees und Zufällen, die – natürlich – zu einem für alle befriedigenden Ende führen. Nur eben nicht für den Zuschauer.
"Madame Aurora und der Duft von Frühling" ist nur für diejenigen den Gang ins Kino wert, die nicht schon genug haben von 08/15-Filmen zum Thema Menopause. Denn trotz einer starken Hauptdarstellerin bereitet der Film keine Hitzewallungen – zumindest nicht aufgrund von überschwänglicher Freude.
Quelle: teleschau – der Mediendienst