1994, eine kleine Grenzstadt im Osten der Türkei: Hier lebt der gewiefte Händler Mihram, der seinen Kunden alles besorgen kann, was sie anfordern. Nur die Herkunft der Ware ist nicht immer so ganz klar. Entsprechende Fragen beantwortet er mit der immer gleichen Gegenfrage: "Woher hat der Mond sein Licht?" Allerdings laufen Mihrams Geschäfte in letzter Zeit nicht sonderlich gut, nur mit Ach und Krach kann er seine Familie über Wasser halten. Als die Ärztin des örtlichen Krankenhauses ihm einen größeren Geldbetrag anvertraut, ist sein Geschäftssinn sofort geweckt. Warum nicht auf die Schnelle ein wenig eigenes Kapital aus dem Geld schlagen. Doch dann kommt alles ganz anders, als von Mihram geplant ...
Der britische Regisseur Ben Hopkins ("Die neun Leben des Tomas Katz") spiegelt in seinem melancholisch-humorvoll inszenierten Drama am Beispiel der kleinen Grenzstadt das Lebensgefühl in der Osttürkei Mitte der Neunzigerjahre wider. Die Idee zu seinem Film kam Hopkins bei der Lektüre eines Moldawien-Artikels, in dem die Vor- und Nachteile einer Mangelwirtschaft beschrieben wurde, die zu einer frühen Form des Kapitalismus führte. Da Hopkins durch die Dreharbeiten zu seinem Dokumentarfilm "37 Uses for a Dead Sheep" bereits mit den Lebensumständen und Drehbedingungen in der Osttürkei vertraut war, siedelte er sein in prächtigen Bildern eingefangenes Werk kurzerhand in der Region an. Getragen von einer natürlich und überzeugend aufspielenden Schauspielergarde - allen voran Tayanc Ayaydin, der für seine schauspielerische Leistung als Mihram mit dem Silbernen Leoparden der Filmfestspiele von Locarno ausgezeichnet wurde, ist "Pazar - Der Markt" ein Paradebeispiel für einen kleinen unaufdringlichen Film, der auf eine viel größere, global vernetzte Welt verweist. Klasse!
Foto: Piffl