Die Diagnose trifft sie wie ein Schlag: Meredith (Barbara Auer) erfährt, dass sie HIV-positiv ist.
Wer ist mein Mann wirklich? In "Vakuum" muss sich Meredith (Barbara Auer) diese unbequeme Frage stellen.

Vakuum

KINOSTART: 14.03.2019 • Drama • D / A (2017) • 85 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Vakuum
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
D / A
Laufzeit
85 Minuten

Filmkritik

Verlorenes Vertrauen
Von Peter Osteried

Mein Mann, das unbekannte Wesen: In "Vakuum" muss eine Frau feststellen, dass sie ihren Ehepartner offenbar kaum kennt.

Nach 35 Jahren sollte man einen Menschen kennen. Aber was, wenn man sich dabei geirrt hat? Die Schweizer Regisseurin Christine Repond ("Silberwald") hat sich für ihr neuestes Werk "Vakuum" kein leichtes Thema ausgesucht. Aber vielleicht hat das Thema auch sie ausgesucht, erklärte sie doch, dass der Kern der Geschichte auf authentischen Ereignissen beruhe. Diesem Kern wollte sie auf den Grund gehen und sehen, wie zwei Leben aus der Bahn geschossen werden, wie sie aber auch wieder zueinanderfinden können.

Nach 35 Jahren Ehe scheint für Meredith (Barbara Auer) und André (Robert Hunger-Bühler) das gemeinsame Leben perfekt zu sein. Sie sind wohlsituiert, sie haben erwachsene Kinder, Enkel, einen großen Freundeskreis, immer noch Sex und bereiten alles für die Feier ihres runden Hochzeitstags vor. Doch dann erhält Meredith einen Anruf von einem Arzt. Sie war zuvor bei der Blutspende, nun bittet man sie zu einem Termin und eröffnet ihr wenig später, dass sie HIV-positiv ist. Da sie ihren Mann nie betrogen hat und keinerlei Operation hatte, bei der die Verabreichung von Blutkonserven nötig gewesen wäre, kann es nur eine Erklärung geben: André hat sie angesteckt.

Meredith fragt sich, ob sie André überhaupt kennt. Von Angst ergriffen versucht sie, mit der Situation ins Reine zu kommen, doch angesichts der lebensverändernden Verwerfungen wirken Planungen für die Feier einer vorbildlichen Ehe nur noch schal und leer.

Regisseurin Christine Repond hat den Titel ihres Films mit Bedacht gewählt. Es entsteht ein "Vakuum", wo vorher ein geordnetes Leben war. Als Zuschauer lässt sich das nachempfinden, weil man sich mit der gutbürgerlichen Situation identifiziert. Umso wuchtiger ist es, wie eine Diagnose wie HIV in diese Welt einbricht. Aids, das haben immer die anderen. Aber das Stigma, das damit einhergeht, ist prägnant und in den Köpfen – vielleicht sogar mehr in Merediths Kopf als in jedem anderen.

"Vakuum" ist großes Schauspielerkino, bei dem sich Barbara Auer und Robert Hunger-Bühler der Geschichte ganz und gar ausliefern. Vor allem ist es aber Barbara Auer, die brilliert und sich in einer emotionalen, aber auch physischen Verwundbarkeit präsentiert, für die es schon immensen Mut benötigt. Denn Repond erzählt ehrlich, authentisch und ohne in irgendeiner Weise zu beschönigen – beim Sex, bei den Streitigkeiten, beim absoluten Gefühl der Einsamkeit, das die Hauptfigur erlebt. Weil Meredith einerseits (noch) nicht über ihre Krankheit sprechen kann, andererseits von Furcht wie gelähmt ist. Und weil sie ein Leben vermisst, das zwar hauptsächlich aus Routinen besteht, aber eben auch eine große Vertrautheit besaß, die mit einem Schlag zerstört wird.

Das gar nicht mal so sehr durch die Krankheit, die heute besser denn je zu behandeln ist und längst kein Todesurteil mehr darstellt, als vielmehr durch den Vertrauensverlust. Barbara Auer porträtiert Meredith als eine Frau, die zeitlebens für die Familie gelebt, die sich untergeordnet hat und nun gezwungen ist, aus der Bequemlichkeit dieser Situation auszubrechen.

"Vakuum" erscheint vielleicht ein wenig spröde, ist in seiner Erzählweise aber echt und entzieht sich jedwedem Voyeurismus. Der Film erzählt keine klischeehafte Krankengeschichte, sondern lebt von seiner Unmittelbarkeit, die gerade deswegen berührend ist, weil ihr jedes Pathos fehlt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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