Von links: Medhi (Tarek Boudali), Augustin (Julien Arruti) und Greg (Philippe Lacheau) haben sich auf Alibis spezialisiert.

Alibi.com

KINOSTART: 03.08.2017 • Komödie • F (2017) • 89 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Alibi.com
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
F
Budget
7.546.570 USD
Einspielergebnis
222.430 USD
Laufzeit
89 Minuten

Filmkritik

Wer einmal lügt
Von Andreas Fischer

Fremdgehen gefällig? In "Alibi.com" hält eine Firma ihren Kunden den Rücken frei für Eskapaden. Dumm nur, wenn der Chef sich selbst Alibis besorgen muss.

Ein perfektes Alibi - das könnte der eine oder die andere sicher gut gebrauchen: Treue ist relativ, das bestätigen Studien und Umfragen immer wieder. Aber so eine leichtfertige Affäre muss ja nicht gleich das sorgsam aufgebaute Familienleben zerstören, dachte sich Philippe Lacheau. Und überlegt in seiner Komödie "Alibi.com" ziemlich laut und sehr klamaukig, wie lange eine Firma existieren könnte, die Seitenspringern ziemlich professionelle und einfallsreiche Alibis verschafft.

Ewig kann sich, das darf schon mal verraten werden, die Firma von Greg (Lacheau) und Augustin (Julien Arruti) nicht halten. Das hat etwas mit der Katharsis des Firmengründers zu tun, die keine große Überraschung ist in einem Film, der ohnehin wenig Überraschendes bietet.

Frisch und etwas aufregend ist eigentlich nur die Geschäftsidee von Alibi.com, die Greg dem Jobbewerber Medhi (Tarek Boudali) in einer furiosen Auftaktmontage anhand witziger Fallbeispiele erklärt. Doch kommt ziemlich schnell eine hübsche Frau, Flo (Élodie Fontan), ins Spiel und die nächsten 80 Minuten sind dem Untergang geweiht.

Meistens laut, selten leise, oft albern, manchmal hintersinnig, und bisweilen ziemlich zotig: Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Lacheau macht aus seinem Film eine Sketchparade im Überschalltempo. Eine großartige "Assassins Creed"-Parodie, "Star Wars"-Zitate und eine Verneigung vor Jean Claude van Damme inklusive. Die 80er-Jahre liefern den passenden Soundtrack, so wie sie immer herhalten müssen, wenn man liebenswerten Spinnern mit schlechtem Geschmack etwas Gutes abgewinnen muss.

Verschnaufpausen gönnt sich Lacheau jedenfalls nicht und treibt seine Figuren genüsslich in immer größere Katastrophen. Die nehmen irgendwann derart wahnwitzige Ausmaße an, dass man sich fragt, ob vielleicht nicht noch aus Versehen eine Atombombe explodieren könnte.

Das wird nicht passieren, aber ansonsten geht schief, was schief gehen kann. Die rechtschaffene Flo mag keine Lügner, also erfindet sich Greg einen Job als Flugbegleiter. Sein Schwiegervater in spe wiederum ist sein Kunde, die Alibi-Nummer geht freilich gehörig in die Hose, sodass die ganze Mischpoche nebst Geliebter, einer Sippe Roma und Sinti und einem Boot voller Flüchtlinge in Cannes landet.

"Alibi.com" war in Frankreich ein Hit

Ausgerechnet an der Croisette. Dort, wo sich Frankreich mit seinem reichen kinematografischen Erbe alljährlich als Land der Cineasten inszeniert. Wahrscheinlich können die Franzosen gerade wegen ihrer gefestigten Filmkultur einen Film wie "Alibi.com" aushalten: Der Film war ein echter Hit im Nachbarland, mit mehr als 3,5 Millionen Besuchern.

Die amüsierten sich offenbar prächtig über eine hochgradig alberne Blödelei, die nicht weh tut, aber die man getrost in die Schublade des Vergessens stecken kann. Es sei denn, man kann brennenden Kötern und zerkratzten Klöten mehr abgewinnen, als nur ein müdes Lächeln. Und man schafft es, bei allem Lärm darüber nachzudenken, ob eine kleine Lüge wirklich das geringere Übel ist, als die Wahrheit.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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