Annette

In den fünf Jahrzehnten ihrer Karriere waren die Sparks nie wirklich weg, aber so präsent wie heute waren sie wohl noch nie. Vor ein paar Wochen erst feierte Edgar Wrights Dokumentation "The Sparks Brothers" die beiden Brüder Ron und Russell Mael, jetzt kommt mit "Annette" ein Musical-Film in die Kinos, der auf einer Idee der beiden US-Amerikaner basiert und für den sie die Musik schrieben. "Annette" sollte zunächst nur ein neues Sparks-Album werden, eine kleine "Oper" mit drei Hauptfiguren, die so reduziert war, dass sie ohne großen Aufwand live auf die Bühne gebracht werden konnte. Als schon alles fertig war, trafen die Mael-Brüder 2013 in Cannes aber auf Regisseur Leos Carax ("Die Liebenden von Pont-Neuf", "Holy Motors"), und aus dem Album wurde schließlich ein Film.

"Annette" ist – man hatte es von der Kombination Sparks/Carax auch kaum anders erwartet – ein reichlich bizarres Werk. Marion Cotillard spielt Ann, eine berühmte Opernsängerin, die jeden Abend mit viel Theatralik den Bühnentod stirbt, Adam Driver verkörpert ihren Mann Henry McHenry, einen seltsam unlustigen Comedy-Star, der allabendlich sein Publikum beleidigt. "We love each other so much", singen die beiden, wenn sie auf dem Motorrad durch Los Angeles rauschen. Dann wird Ann schwanger. Die neugeborene Tochter Annette – gespielt von einer Holzpuppe – wirft das Leben der beiden Eltern auf brutale Art und Weise aus der Bahn. Annette besitzt aber auch ein geradezu magisches Talent: Schon als Kleinkind kann sie singen und wird von Vater Henry zum globalen Superstar gemacht ...

Wer einen klassischen Musical-Film wie "West Side Story" erwartet, wird von "Annette" enttäuscht, rauschhafte Tanzszenen gibt es hier nicht. Der Film ist eher eine Rock-Oper, voller bizarrem Zauber, überbordend mit seltsamen Einfällen und ziemlich rätselhaft. Für Fans der Sparks und von Leos Carax allemal großes Kino, ansonsten aber wird "Annette" wohl eher für fragende Gesichter sorgen.

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH