Das Pariser "Olympia" wurde mehrfach zum Schauplatz ihres Erfolgs: Die Sängerin Dalida, die 1933 in Kairo als Tochter eines Musikers geboren wurde und eigentlich Iolanda Gigliotti hieß. Im Film wird sie von Sveva Alviti gespielt.

Dalida

KINOSTART: 10.08.2017 • Drama • Frankreich (2016) • 127 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Dalida
Produktionsdatum
2016
Produktionsland
Frankreich
Budget
15 USD
Einspielergebnis
3.465 USD
Laufzeit
127 Minuten
Regie

Filmkritik

Sie suchte die Liebe und fand den Erfolg
Von Wilfried Geldner

Auf der Bühne und im Studio feierte die italienischstämmige französische Sängerin Dalida ungeheure Erfolge, das Publikum liebte sie bis zuletzt. Doch privat blieb ihr kein Glück beschieden. Am 03. Mai 1987 nahm sie sich das Leben.

Film-Biografien großer Musiker oder Sänger sind offenbar ein nicht tot zu kriegendes Genre. Die Erfolge in jüngster Zeit sprechen für sich. Man nehme Elvis Presley, dessen fiktive wie dokumentarische Lebensverfilmungen immerhin den amerikanischen Traum – vom "Tellerwäscher" zum Star – so einleuchtend wie unterhaltsam vorzuführen verstanden. Oder gar "La vie en rose", mit dem 2007 die Berlinale eröffnete und in dem Marion Cotillard die große Piaf spielte. Sie wurde dafür mit dem Oscar belohnt. Auch "Dalida", der Spielfilm über die große Sängerin, die auf der Bühne alles gab und 1987 aus dem Leben schied, erzählt den Werdegang vom unglücklichen kleinen Mädchen zum Star. Aber er erzählt ihn leider als eine einzige Revue, Karriere- und Lebensstationen werden gewissermaßen abgehakt. Nur die Anzahl der interpretierten Lieder, geschätzte 30, hält mit dem cineastischen Vorgänger mit.

Man erlebt die singende Schauspielerin Sveva Alviti, wie sie sich in die Texte hineinwirft, das historische Chrommikrofon umklammernd, wie sie sich noch bei jedem Schlager – ob Chanson oder nicht, wollen wir anderen überlassen – steigert bis zum Finale, nach dem ganz bewusst der Ton abzureißen scheint und eine empfindliche Leere entsteht. Die ausgebreiteten Arme streckt die 1984 in Rom geborene Alviti, ehemals erfolgreiches Model und unter nicht weniger als 200 Anwärterinnen gecastet, dann stets dem Himmel entgegen.

Auch wenn wir deutschen Zuschauer Dalida kennen und mögen, die Frau mit der dunklen, erotischen Stimme, dem italienischen Akzent und dem schönsten gerollten "r", das es jemals im Showbiz gab: eine Ikone, selbstredend auch Gay-Ikone, ist sie doch vor allem in Frankreich geworden. In Paris hat man einen Platz nach ihr benannt und Denkmäler errichtet. Im Übrigen zählte sie bis zu ihrem Tod 1987 zu den erfolgreichsten Sängerinnen der Welt. 150 Millionen verkaufte Schallplatten, elf Goldene, sechs aus Platin, heimste die Sängerin ein, die 1933 unter dem Namen Cristina Gigliotti als Tochter eines Orchestergeigers in Kairo geboren wurde. Ihre Beliebtheit brach nie ab, auch nicht in den neu heraufziehenden Disco-Zeiten.

Leider geht der Film auf die Entstehung der zuweilen sehr persönlichen und poetischen Texte allzu wenig ein. Selbst die tragischen Momente hinter den Kulissen werden erstaunlich lapidar abgehakt. Schon früh machen sich Bedenken breit. Der Film beginnt mit Dalidas erstem Selbstmordversuch im Pariser Hotel "Prince of Wales", 1967. Kurz zuvor hatte sich ihr Freund, der Sänger Luigi Tenco, mit dem sie zusammen in San Remo aufgetreten war, aufgrund des dortigen Misserfolgs das Leben genommen. Dalidas Ex-Gatte und erster Manager Lucien Morisse, ihr Ex-Geliebter Jean Sobieski und ihr Bruder Orlando treten ans Krankenbett, um zu helfen. Danach wird die Sängerin auch einem Psychiater ihr Leben erzählen. Der Vater, Italiener, war von den Engländern in Kairo gefangen genommen worden. Er kehrte seelisch versehrt zurück und verprügelte die Mutter. Ein Schock für Dalida, die als Schulkind zudem an einer starken Augenschwäche litt.

Dalidas Leben wird nun in Rückblenden erzählt. Es gibt Selbstmorde am laufenden Band, Freunde und Förderer nehmen sich das Leben. Sie selbst sucht immer wieder aufs neue die Liebe – und findet allenfalls den Erfolg im Studio und vor allem auf der Bühne. Schlager wie Bambino" oder "Gigi L'Amoroso" machen sie zum Weltstar. Am liebsten würde sie auf der Bühne sterben, singt sie einmal glaubhaft und überzeugend. Vieles war durchaus guter Kitsch, was sie sang, aber in ihren besten Liedern war sie durchaus wahr. "Il venait d'avoir 18 ans" sang sie beispielsweise und gab damit ihre Liebe zu einem viel jüngeren Studenten preis, von dem sie ein Kind erwartete. Sie selbst aber war "zweimal 18 Jahre", die Verbindung nach damaligen moralischen Gesetzen ein Ding der Unmöglichkeit. Kinder konnte sie nach der Abtreibung keine mehr haben.

Schwer zu verstehen, warum man sich in dem zweistündigen Biopic nicht auf die wirklich tragischen Momente konzentrierte, es sollen übrigens im Rohschnitt gar drei Stunden Dauer gewesen sein. Die Besetzungsliste, ein Dutzend Chrakterköpfe mit klingenden Pariser Namen forderte da ihren Preis. So kommt der Film nur selten zu großen, wirklich ikonoklastischen Momenten. Einmal sieht man Dalida mit ihrem blutüberströmten toten Lebensgefährten in den Armen unter Tränen dasitzen – ein Bild wie von Michelangelo. Und wenn sie das Lied vom 18-jährigen Geliebten singt, fällt Schnee über Paris, und das Gesicht des jungen Mannes ist schön und schrecklich bleich. Aber das ist zu wenig für eine bleibende Kino-Biografie. Und eins noch: Ein richtiges Orchester hätte man sich bei den tollen Auftritten im legendären "Olympia" schon auch leisten müssen. "Das Leben ist unerträglich geworden" hinterließ die Sängerin als Nachricht, als sie sich am 03. Mai 1987 das Leben nahm.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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