Die resolute Amy (Florence Pugh) will als Malerin brillant sein oder lieber gar nicht malen.
Greta Gerwig bereitet mit ihrer Adaption von "Little Women" dem Zuschauer ein starbesetztes Kinofest.

Little Women

KINOSTART: 30.01.2020 • Drama • USA (2019) • 135 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Little Women
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
USA
Budget
40.000.000 USD
Einspielergebnis
216.601.214 USD
Laufzeit
135 Minuten
Regie

Filmkritik

Große Frauen, großes Kino
Von Gabriele Summen

Greta Gerwig hat ihr erklärtes Lieblingsbuch "Little Women" in einer enthusiastischen Interpretation auf die Leinwand gebracht und damit völlig zurecht eine Oscar-Nominierung eingeheimst.

Auch 2020 wurden wieder fast ausschließlich Werke von Männern für einen Oscar als "bester Film" nominiert. So überzeugte die vornehmlich aus älteren, weißen Männern zusammengesetzte Oscar-Akademie etwa die Geschichte eines brutalen Clowns ("Joker"), die eines brutalen Iren ("The Irishman") und die von zwei Soldaten während des brutalen Ersten Weltkriegs ("1917"). Außerdem nominierten die Mitglieder der Academy, wenig überraschend, einen Film über einen älteren, weißen Schauspieler und seinen Stuntman ("Once Upon a Time in Hollywood"). Die einzige Ausnahme unter all diesen Männerfilmen bildet ironischerweise Greta Gerwigs Adaption des Romans "Little Women" – eine Geschichte, die von vier kreativen Schwestern handelt, die aufgrund ihres Geschlechts massiven Benachteiligung ausgesetzt sind.

Louisa May Alcotts "Little Women", 1868/1869 in zwei Teilen erschienen, ist in den USA Pflichtlektüre in vielen Schulen und wurde bereits 1917 zum ersten Mal verfilmt. Greta Gerwigs großartige Version – die bislang siebte – spielt noch immer im späten 19. Jahrhundert; es gelingt ihr aber geschickt, die Botschaft der Vorlage ins Hier und Jetzt zu transportieren. Auch bei ihr schafft es nur eine der vier Schwestern, ihren Traum – den von der Schriftstellerei – zu leben.

"Machen Sie die Geschichte kurz und pikant, und wenn die Hauptfigur eine Frau ist, sollte sie am Ende verheiratet sein", sagt dann auch zu Beginn des Dramas der alte, weiße Verleger zu der jungen Autorin Jo (für den Oscar nominiert: Saoirse Ronan). Jo, die viel mit der Autorin Louisa May Alcott gemein hat, schluckt zwar, freut sich aber dennoch über ihr erstes, mit einer Kurzgeschichte verdientes Geld. Auf dem Heimweg rennt sie – ähnlich ungestüm wie einst Greta Gerwig, auch Schauspielerin, in "Frances Ha" – durch die Straßen New Yorks. In einer der vielen Rückblenden des kunstvoll mosaikartig erzählten Coming-of-Age-Dramas wird die sieben Jahre jüngere Jo ebenfalls einen wilden, "Gerwig'schen" Tanz hinlegen – und zwar mit ihrer platonischen Liebe, neben einem Ballsaal, in dem es konventionell-steif zu geht, während die beiden wild durch den Raum stieben.

Recht unkonventionell verhalten sich auch die restlichen Mitglieder der mittellosen March-Familie: Die älteste von ihnen, Meg (Emma Watson), will Schauspielerin werden, entscheidet sich aber später für eine Liebesheirat mit einem armen Nachhilfelehrer. Die Jüngste, die freche Amy – überragend verkörpert von Florence Pugh, die nun auf einen Oscar hoffen kann – will Malerin werden. Sie macht sich aber kaum Illusionen über die Möglichkeiten einer Frau in diesen patriarchalen Zeiten, wie sie gegen Ende des Films in einem spektakulären Monolog darlegt. Die gutherzige Beth (Eliza Scanlen) dagegen interessiert sich hauptsächlich fürs Klavierspielen, wird später aber mit einer lebensbedrohlichen Krankheit zu kämpfen haben. Ihre fürsorgliche Mutter Marmee (Laura Dern) zieht ihre Mädchen allein und recht progressiv während des Sezessionskriegs auf.

Charakterdarsteller Timothée Chalamet, der den exzentrischen, von den Mädchen als "fünfte Schwester" akzeptierten Nachbarsjungen Laurie verkörpert, und Meryl Streep, die die wohlhabende, dünkelhafte Tante March spielt, runden den exzellenten Cast ab. Dieser allein macht Gerwigs Ensemblefilm schon zum einzigartigen Kinoereignis. Doch auch ein fantastisches Setdesign, die herzerwärmende Kameraarbeit von Yorick Le Saux, der geschickte Schnitt, wohlüberlegte Kostüme und die subtile Musik von Alexandre Desplat tragen zu diesem Kinofest bei. Nur hin und wieder verfällt Regisseurin Gerwig in Hektik, was ihrem Film bisweilen etwas von seiner Tiefe nimmt. Dennoch zeigt sie mit ihrer zweiten Regiearbeit, dass sie eine eigene Handschrift besitzt wie kaum eine zweite Filmemacherin in Hollywood.

Ob Jo March am Ende heiratet oder die Geschichte ihres Lebens – wie einst die unverheiratet gebliebene Autorin der literarischen Vorlage – gänzlich selbstbestimmt weiter schreibt, darf der Zuschauer dank eines raffinierten Drehbuchkniffs selbst entscheiden. 


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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