Nur tanzen sollen sie! Zehn junge Frauen aus Litauen und Russland machen sich voller Hoffnung auf den Weg nach Westeuropa, nachdem sie auf einem dubiosen Casting in einer alten Halle der litauischen Hauptstadt Vilnius von dem belgischen Geschäftsmann Raymond Van Mechelen und seinen Helfern als Tänzerinnen für eine Show ausgesucht worden sind. Was die Mädchen, die sich von ihrem neuen Job einen Weg in eine rosige, weil gut bezahlte Zukunft versprechen, nicht ahnen: Sie sind auf eine Mädchenhändlerbande aus dem belgischen Antwerpen hereingefallen, die die Sexindustrie mit wehrlosen Frauen aus Osteuropa beliefert und auch vor brutalen Morden nicht halt macht. Schon auf der Reise nach Zypern, wo sie für ihre künftigen Aufgaben trainiert und gebrochen werden sollen, bemerken die Mädchen, das die Männer immer brutaler werden, wenn sie ihnen den Gehorsam verweigern. Doch das ist erst der Auftakt zu erschütternden und erniedrigenden Erfahrungen, die die Mädchen in Antwerpen machen müssen ...
Eine äußert realistische und glaubhafte 10-teilige Serie um die Machenschaften einer ultra-brutalen Mädchenhändler-Bande im beschaulichen Antwerpen. Wenn bereits in der Anfangssequenz zwei Mädchen per Kopfschuss getötet und danach geköpft werden, ahnt der Zuschauer bereits, was in den restlichen neun Folgen auf ihn zukommen wird. Bilder von außerordentlicher Brutalität gegenüber Frauen, die sich den falschen Freunden anvertraut haben, Mord, Totschlag und Vergewaltigung. Um Pässe und Aufenthaltserlaubnis beraubt, werden die Frauen, die von einem neuen Leben im Westen träumten, wie Tiere gehalten und als Frischfleisch der hier zu Recht ausnahmslos unsympathisch gezeichneten Männerwelt angepriesen. Das ist abschreckend, aber auch spannend erzählt, der Zuschauer leidet mit den jungen Mädchen, die vollkommen hilflos den Brutalitäten ihrer Peiniger ausgesetzt sind, die noch dazu durch korrupte Polizei und hohe gesellschaftliche Kreise gedeckt und unterstützt werden. Das Regieduo Guy Goossens und Mark Punt verarbeitete hier ein eigenes, mutiges Drehbuch, das sich auf wahre Fälle stützt. Getragen von durchgehend starken darstellerischen Leistungen und dem immer spannenden Plot, der den Zuschauer nicht mehr los lässt, zeichnen sie ein explizites wie düsteres Bild einer Männerwelt, in der Frauen lediglich als Ware angesehen werden. Die Authentizität der Ereignisse wird auch dadurch gesteigert, dass die misshandelten Frauen ihre Gespräche untereinander alle in ihren Muttersprachen Russisch und Litauisch führen (mit deutschen Untertiteln), mit ihren Peinigern sprechen sie Englisch. Ein international erfolgreiches Serien-Highlight aus Belgien auf den Spuren ähnlich düsterer Werke wie "Totgemacht - The Alzheimer Case" und die Piet-Aspe-Verfilmungen "Pieter Aspe - Mord in Brügge - Blaues Blut", "Pieter Aspe - Mord in Brügge - Der Tote im Sand" und "Pieter Aspe - Mord in Brügge - Die Affaire Dreyse". "Matrioshki - Mädchenhändler" wird von Amnesty International bei der Arbeit in Osteuropa zur Aufklärung eingesetzt, wegen der expliziten Gewaltdarstellungen erhielt die Serie in Deutschland keine Jugendfreigabe. Goossens und Punt setzten 2008 mit "Matrioshki 2" auch die Fortsetzung in Szene.
Foto: Edel Motion