Kind oder kein Kind, das ist hier die Frage. Aber wer gibt die Antwort? Nur die Frau, nur der Mann oder das Paar gemeinsam? Und ist diese Antwort dann auch immer die gleiche? Das würde helfen, ist aber für die 34 Jahre alte Marie in weiter Ferne. Ihre Freundinnen haben alle vorgelegt, sind begeistert von ihrer Stilldemenz und den Dammrissen. Marie verdreht die Augen. Aber sie macht mit, beim geplanten Sex mit ihrem Freund, der nurmehr zum Kinderzeugen dient. Der Sex, nicht der Freund. Oder doch beide?
Die aufgekratzte Marie ist mit dem bodenständigen Sascha (Marc Benjamin Puch) schon so lange zusammen, dass sie sich gefühlt nicht mal auf das Jahrzehnt festlegen möchte, wann es denn losging mit der gemeinsamen Zeit. Sascha hat inzwischen eine Halbglatze und wäre gerne Papa – also ein Ja zur Schwangerschaft. Als Paar sagen sie, wie der grauenvolle Geschlechtsakt dokumentiert, ebenfalls Ja zur Befruchtung. Aber was ist mit Marie, mit ihrer Antwort auf die Frage? Nach und nach beschleicht die Zuschauer das Gefühl, Marie hat dazu keine Lust, sie will unabhängig und unvernünftig sein.
Darauf deutet auch ihre Affäre mit dem etwas tumben, gutaussehenden Lukas (Christian Natter) hin. Kaum ist Sascha auf Geschäftsreise, radelt sie zu ihrem Lover, um anschließend ganz spontan in einer Berghütte, die Freunden gehört, alle Möbel zu bevögeln, samt Balkon. Blöd nur, dass der verpflichtungsbefreite Sex ohne Sinn und Ziel schon an der Eingangstür gestoppt wird, denn in der Hütte befindet sich bereits Sascha mit einer reiferen Dame (Charlotte Crome) beim innigen Engtanz. Was für eine Konstellation! Wäre "Maybe, Baby!" ein Fernsehfilm, würde man an dieser Stelle ausschalten. Vor allem, weil der Lift natürlich nicht mehr fährt, der dieses Zusammentreffen logisch auflösen würde. Es ist eine abgegriffene, längst zu Tode inszenierte Konstellation, die nun auch dieses Quartett durchspielen muss.
Schauspielerin Julia Becker, die man aus der Vorabendserie "Hauptstadtrevier" kennt, will mit ihrem Drehbuch der Generation der Thirtysomethings ans Leder. Diese meint, unendlich viel Zeit zu haben für wichtige Entscheidungen und fällt ob der zahlreichen Optionen am liebsten gar keine. Auf der anderen Seite steht bei Frauen der Gruppenzwang, wenn einen nach und nach nur noch Mütter umgeben, wo früher Freundinnen standen.
Beckers Ziel ist, dass sich der Zuschauer wiedererkennt, gar ertappt fühlt. Sie selbst plaudert aus dem Nähkästchen, ist die Berlinerin doch 1982 geboren und somit ihre eigene Zielgruppe. Auch deswegen übernahm sie selbst die Hauptrolle. Trotzdem findet sich in Julia Beckers Spielfilmdebüt keine einzige Szene, auf die man aufmerksam machen könnte, weil sie neu wäre.
Allerdings bietet "Maybe, Baby!" in den einzelnen Streitkonstellationen auf der Alm durchaus glaubwürdige respektive unterhaltsame Momente, wobei gerade Christian Natter sehr wenig Platz eingeräumt wird. Charlotte Crome hingegen darf neben den Hauptdarstellern ihre Figur ein wenig entwickeln, ihr Menschlichkeit und Kontur geben.
Einzig der Schluss ist vielleicht unerwartet, lässt aber noch lange keine Euphorie ob dieses Werks entstehen. Ein Grund dafür ist, dass das Geschehen schon früh die Frage aufwirft, warum diese beiden überhaupt ein Kind möchten. Eine Trennung in der Tiroler Hütte wäre naheliegend und alles Folgende erscheint überflüssig bis sinnlos.
Quelle: teleschau – der Mediendienst