Die Midlife-Crisis ist ein beliebtes Thema in Büchern, Filmen und Theaterstücken. Denn die meisten Menschen kommen irgendwann in eine Situation, in der sie sich und ihr Leben hinterfragen und an sich zweifeln. Männer in der Krise kompensieren ihre Probleme mit ihrem Alter und dem Alltagstrott durch den Kauf von teuren Autos oder den Umgang mit jungen Frauen. "Swimming with Men" nimmt sich dieser Thematik an und versucht dabei auf ganz eigene Art, eine Lösung zu finden. Denn der Protagonist und seine Kumpanen suchen nicht durch dicke Harleys oder Machogehabe den Weg aus ihrer drohenden Depression, sondern durch Synchronschwimmen. Die Komödie zeigt mit typisch britischem Humor eine ganz andere Möglichkeit auf, verliert aber leider schnell an Pep.
Das Leben ist nicht einfach für Eric (Rob Brydon), denn er steckt mit beiden Beinen in einer Krise. Während seine Frau Heather (Jane Horrocks) Karriere in der Lokalpolitik macht, geht er seinem langweiligen Buchhalter-Job nach und hinterfragt sich und die Welt. Meistens hilft es ihm, seine Sorgen in endlosen Bahnen wegzuschwimmen. Zufällig entdeckt Eric während einer Trainingseinheit eine Gruppe Männer (unter anderem Jim Carter, Rupert Graves und Adeel Akhtar), die versucht, sich synchron im Wasser zu bewegen. Zu Anfang etwas widerwillig, aber dennoch fasziniert tritt Eric der Truppe bei und lernt schnell, dass man nicht unbedingt den konventionellen Weg gehen muss, um aus einer Sinnkrise herauszukommen.
Männer-Synchronschwimmen ist zwar noch nicht olympisch, aber seit 2015 gibt es zumindest eine inoffizielle Weltmeisterschaft. Nicht viele Sportarten existieren, in denen Frauen dominieren und die bei Männern eher mit einem Lächeln abgetan werden. So ist die Idee, den Spieß umzudrehen und damit zu spielen, dass nun ausnahmsweise mal Männer versuchen, etwas für sich zu gewinnen, was eigentlich vor allem Frauen vorbehalten ist, großartig. Der Film jongliert mit klassischen Rollenklischees und ist zeitweise herrlich unaufgeregt.
Allerdings hätte sich "Swimming with Men" durchaus mehr trauen dürfen. Der bissige und bisweilen tiefschwarze Humor blitzt leider nur hier und da hervor. Spätestens ab der zweiten Hälfte wird man das Gefühl nicht los, dass Regisseur Oliver Parker mit angezogener Handbremse unterwegs ist. Zu weichgespült und mit irgendwann zu überladener Alle-für-einen-Gestik driftet der Film oft ab in vorhersehbare Klischees.
Grandios ist dafür so mancher Szenenwechsel. Die Verschränkung der Themen Identität, Verlust und Selbstzweifel geht von der Realität fließend über in eine Art Synchronschwimmer-Traumsequenz. Das und die intimen und bisweilen bizarr anmutenden Kameraeinstellungen wirken überraschend – denn schlussendlich ist "Swimming with Men" eine leichtfüßige Feel-Good-Komödie. Hier erwartet man kaum solche tiefgründigen, rein filmischen Elemente auf Metaebene. Denn gerade die Tiefgründigkeit fehlt oft.
Da hilft auch nicht die absolut sehenswerte Besetzung, die neben Rob Brydon mit weiteren britischen Stars wie Jim Carter ("Downton Abbey"), Rupert Graves ("Sherlock") und Thomas Turgoose ("Kingsman: The Golden Circle") aufwartet. Durch die Mischung verschiedenster Charaktere hätte die Komödie durchaus das Potenzial gehabt, aus der Masse hervorzustechen. Mit ein bisschen mehr Biss und Mumm hätte das ein richtig guter, britischer Film werden können.
Quelle: teleschau – der Mediendienst