Rob Bilott (Mark Ruffalo) ist einer großen Sache auf der Spur.
Dass der Fortschritt selten frei ist von Risiken, das müssen die Menschen in Kauf nehmen. In "Vergiftete Wahrheit" wird ihre Gesundheit allerdings vorsätzlich gefährdet.

Vergiftete Wahrheit

KINOSTART: 08.10.2020 • Drama • USA (2019) • 128 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Dark Waters
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
USA
Budget
20.000.000 USD
Einspielergebnis
13.601.384 USD
Laufzeit
128 Minuten
Regie

Filmkritik

Ein Alptraum fürs Spiegelei
Von Andreas Fischer

Der Mensch vernichtet sich aus Profitsucht selbst: Eine neue Geschichte erzählt der packende Thriller "Vergiftete Wahrheit" nicht, aber eine relevante – nämlich über den Teflon-Skandal, der das Blut von 99 Prozent aller Menschen mit Giftstoffen belastete.

Es ist ein Wunderzeug, dieses Teflon. Extrem reaktionsträge, beständig gegen alles, glatt wie Eis. Man kann es benutzen, um höchst aggressive radioaktive Verbindungen für Kernreaktoren oder Atombomben sicher aufzubewahren. Man kann daraus Gore-Tex-Jacken herstellen. Und mit einer Teflon-beschichteten Bratpfanne gelingt wirklich jedes Spiegelei. Nichts brennt an. Fast nichts. Der Gesundheit der Menschen ist Teflon freilich nicht besonders zuträglich, das aber hielt der US-Chemiereise DuPont jahrelang geheim. Bis ein Anwalt in einem jahrzehntelangen Kampf David gegen Goliath die "Vergiftete Wahrheit" aufdeckte. Regisseur Todd Haynes hat aus dieser wahren Geschichte einen so aufrüttelnden wie beklemmenden Film gemacht.

Das Problem beim Teflon: Zur Herstellung wird Perfluoroctansäure (PFOA) verwendet, eine synthetisch hergestellte und nachweislich krebserregende, leberschädigende und fortpflanzungshemmende Substanz. Richtiges Teufelszeug und extrem langlebig. Wenn PFOA einmal in die Umwelt gelangt, ist es für immer da. Wobei das Wörtchen "wenn" fehl am Platze ist. Es gibt mittlerweile kaum noch ein Lebewesen auf diesem Planeten, dessen Organismus nicht mit PFOA belastet ist. Auch bei 99 Prozent der Menschen ist es im Blut.

In "Vergiftete Wahrheit" aber sind zunächst einmal Kühe betroffen. Die sterben dem Farmer Wilbur Tennant (Bill Camp) auf seinem Hof in Parkersburg, einem Kaff in West Virginia, gerade reihenweise weg. In seiner Verzweiflung wendet er sich an den aufstrebenden Anwalt Robert Bilott (großartig: Mark Ruffalo): Tennant glaubt, dass die neue Mülldeponie des örtlichen DuPont-Werkes das Grundwasser verseucht. Obwohl der Chemiekonzern der wichtigste Mandant von Bilotts Kanzlei ist, schaut sich der Anwalt die Sache vor Ort an. Widerwillig zunächst, aber seine Oma und seine Frau (Anne Hathaway) reden ihm ins Gewissen.

Was soll da schon sein? Da ist zum Beispiel eine von Tennants Kühen, die bei Bilotts Besuch offensichtlich den Verstand verloren hat. Die den Farmer mit Schaum vorm Mund und verleierten Augen über den Haufen rennen will. Der Mann weiß, was zu tun ist, ihm bleibt keine andere Wahl. Ein Schuss, und die Kuh ist tot. Viele seiner Tiere hat er in der letzten Zeit verloren, erzählt Wilbur Tennant. Und mehr noch: Auch die Menschen verändern sich, werden häufiger krank.

Bilott kommt das zunächst höchstens etwas merkwürdig vor, aber nachdem ihm sein Boss Tom Terp (Tim Robbins) die Erlaubnis gibt, gegen den eigenen Klienten zu ermitteln, nimmt er sich des Falles an. Bei DuPont sticht er mit einer unverfänglichen Nachfrage in ein Wespennest: Der Konzern setzt alle zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel und juristischen Tricks ein, um zu vertuschen, was Bilott nach und nach herausfindet. Nämlich, dass man in der Firma schon seit Jahrzehnten um die Gefahren von PFOA wusste, sie aber zwecks Gewinnmaximierung unter Verschluss hielt.

Für Bilott, der 2017 den Alternativen Nobelpreis erhielt, wird der Fall zur Lebensaufgabe. Auf kleine Erfolge folgen immer wieder große Rückschläge: Die Zeit vergeht entsprechend langsam in Todd Haynes zurückgenommener Inszenierung. Der Meister des Melodrams, Regisseur stilvoller Preziosen wie "Dem Himmel so fern" und "I'm Not There", ordnet sich ganz seinem Sujet unter, ohne zu dramatisieren, zu verknappen, zu beschönigen. Gerade die Nüchternheit aber macht "Vergiftete Wahrheit" zu einem packenden Film und einem erschreckenden Zeugnis menschlicher Habgier.

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller
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