Mel Brooks wächst als jüngster von vier Söhnen in Williamsburg, dem jüdischen Stadtteil von Brooklyn als Kind russisch-polnischer Eltern auf. Noch 1926 stirbt der Vater an Tuberkulose, die Mutter arbeitet in einer Textilfabrik und als Heimwerkerin. Sohn Melvyn besucht nach der Grundschule die Eastern District High School. Mit 14 steht er in den Sommerferien in einem Hotel zum ersten Mal auf der Bühne und spielt einen betagten Distrikt-Anwalt, mit 16 Jahren verdient er sich sein Taschengeld als Trommler in einem Hotelorchester und nimmt den Mädchennamen seiner Mutter an, um nicht mit dem berühmten Trompeter Max Kaminsky zu konkurrieren.
Da der Name Brookman zu lang ist, schreibt er Brooks auf die Trommel. 1944 beendet Brooks die Schule und wird zum Militär eingezogen. Das Ende des Krieges erlebt er in Belgien und Deutschland und kehrt schon 1945 nach Amerika zurück. 1947 wird er aus der Armee entlassen, ein Jahr später beginnt seine Karriere als Gag-Schreiber für Sid Caesar, für den er jahrelang für wechselnde Fernsehsender und Sendungen exklusiv arbeitet. 1957 schreibt er gemeinsam mit Joe Darion das Musical "Shinebone Alley", das aber trotz Eartha Kitt in der Hauptrolle nur ein mäßiger Broadwayerfolg ist. Der sehr rasche Niedergang der Erfolgskurve von Sid Cesar bringt Brooks in eine Krise: Er ist beschäftigungslos. Er war 10 Jahre Erfolgsautor und jetzt ohne Arbeit. Später nennt er das ein totales Down.
1961 jedoch kommt die Wende: Brooks und sein Freund und Partner Carl Reiner haben eine brillante Idee, die als Stegreif-Sketch entstanden war: Sie erfinden den 2000 Jahre alten Juden, der sich über Christus, Napoleon, Attila und die Französische Revolution lustig macht. Daraus wird eine Platte, von der zwei Millionen Exemplare verkauft werden. Diese Sciencefiction-Blödel-Platte macht ihn bekannt, er wird in verschiedene Fernsehserien eingeladen, schreibt wieder Gags und ein Musical "All American", das Joshua Logan am Broadway herausbringt und dreht gemeinsam mit Ernest Pintoff den Zeichentrickfilm "The Critic", für den sie einen Oscar erhalten.
Zusammen mit Dick Cavett produziert er Werbespots für Ballantine-Bier und mit Buck Henry entwirft er eine Spionageserie, die bei NBC produziert wird. "Get Smart" ist drei Jahre lang ein Erfolg. Jetzt wendet sich Brooks mit voller Kraft dem Kino zu. "Frühling für Hitler" (1967) und "12 Stühle" (1970) sind noch mäßige Erfolge, doch mit "Is' was, Sheriff" ("Blazzing Sadles", 1973) beginnt der große Publikumserfolg. "Frankenstein Junior" (1974) mit Marty Feldman schließlich wird zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres. Brooks' Phantasie macht vor keinem Genre halt: Hitler, der russische Sozialismus, der wilde Westen, die Horror-Szene und die Weltgeschichte reizen seine Gag-Lust, und vor Ernst Lubitschs Komödienklassiker "Sein oder Nichtsein" macht er nicht halt und inszeniert den Film als Musical.
Vater-Sohn-Beziehungen prägen die Filme von Mel Brooks - so Brooks-Biograph Peter W. Jansen: Der Steuerprüfer Leo Bloom entdeckt in dem Broadway-Bankrotteur Max Bialystock einen Komplizen und väterlichen Freund in "Frühling für Hitler" , der enteignete Aristokrat Ippolit findet in "12 Stühle" auf der Jagd nach den verschwundenen Familiendiamanten in dem jungen Ostap Bender einen treuen Partner und in "Is' was, Sheriff" (1973) findet der schwarze Sheriff von Rock Ridge in dem versoffenen Revolvergenie Wacco Kid den jugendlichen Helden, der wie ein Sohn zu seinem Vater steht. Mel-Brooks-Sohn ist in den frühen Filmen Gene Wilder, bis der in "Frankenstein Junior" (1974) als Enkel des unseligen Dr. Frankenstein selbst zum Vater des Monsters wird. In "Silent Movie" (1976) ist Mel Brooks dann selbst der Star. Er spielt Mel Fröhlich, den Hollywoodregisseur, der seine Erfolglosigkeit im Alkohol zu vergessen sucht. Dann hat er die große Idee um sein Studio "Big Pictures" zur retten: Er bereitet - im Zeitalter des Supersound - einen Stummfilm vor, in dem die größten Stars der Filmgeschichte auftreten.
Das gelingt schließlich auch trotz der ständigen Duelle zwischen dem Studiochef und den Gemischtwaren-Industriellen Gierschlund und Raffke, die das Studio ruinieren wollen. Am besten ist der Film immer dann, wenn er kleine Gags groß ausspielt. Brillant sind vor allem die drei männlichen Stars: Dressman Burt Reynolds, eine herrliche Karikatur seiner selbst, der Boxer James Caan und der leicht lädierte Rennfahrer Paul Newman, mit dem Brooks und seine Adjudanten sich in der Privatklinik ein rasantes Rennen in Rollstühlen liefern.
"Höhenkoller" (1977) ist eine etwas lang geratene, in vielem aber witzige und gelegentlich brillante Parodie auf Hitchcock, die dem Meister selbst noch Spaß gemacht haben soll. Herrlich, wenn Brooks selbst in der Nachtclubszene in Anspielung an den Armstrong-Sinatra-Hit "High Society" sein Titellied "High Anxiety" anstimmt. Mit dem Remake von Ernst Lubitschs Klassiker "Sein oder Nichtsein", 1983 von Alan Johnson inszeniert, mit Mel Brooks, seiner Frau Anne Bancroft und José Ferrer tat sich der Filmkomiker besonders schwer. Doch in den wenigen Momenten, in denen sich Brooks vom Original entfernt, variiert er ausgesprochen originell: Es ist nicht mehr ein Theater, das statt einer Nazi-Parodie den Hamlet spielt, sondern Szenen aus dem Shakespeare-Stück - eine Digest-Fassung. Brooks selbst als affektierter Hamlet-Darsteller, der auch den Adolf Hitler mimt, setzt die Akzente erstaunlich diskret und nirgends bombastisch laut. Nur einmal, wenn die im Theater versteckten Juden in Clownskostümen über die Rampe in den Zuschauerraum und von dort in den bereitstehenden Lastwagen fliehen, da schlägt die stille Groteske ins Schrille um, ohne dass Tragik der Lächerlichkeit preisgegeben wird.
Ähnlich wie Jerry Lewis versucht sich gerade Brooks, der wie dieser oft als schriller Klamaukkomiker missverstanden wird, Ernstes über Komik zu transportieren. So auch in der Groteske "Mel Brooks' verrückte Geschichte der Welt" (1980), in der er selbst die Hauptrolle übernahm. Er zeigt die Weltgeschichte als makaber-respektlose Farce in verschiedenen Episoden. Brooks orientiert sich an den klassischen Historienspektakeln amerikanisch-italienischer Spielart und decouvriert auf oft originelle Weise die unterschiedlichen politischen, sozialen und gesellschaftlichen Systeme. In "Mel Brooks' Spaceballs" (1987) ist er Präsident Scroob, einer der Widersacher von Lone Starr alias Bill Pullman, der die schöne Prinzessin Vespa aus den Klauen der Spaceballs rettet. Die nämlich sind in großer Not, sie haben ihren Planeten verrotten lassen und nun brauchen sie dringend Sauerstoff. Mel Brooks verulkt auf intelligente Weise den Sciencefiction-Boom, den Sternenkrieg, die Helden des All, vor allem aber das Kino selbst, seine Schnellebigkeit, seine Vermarktung.
"Das Leben stinkt!" (1991) ist noch einmal eine sehr vergnüglich intelligente Brooks-Variante, allerdings schon mit einer Sozial-Romantik, die manchmal schon ans Peinliche grenzt: Ein Multimilliardär, der die Slums von LA abreißen lassen will, wird durch eine Wette selbst zum obdachlosen Streuner. "Robin Hood - Helden in Strumpfhosen" (1993) ist nur noch eine seichte Abenteuer-Parodie und in seinem letzten Kinofilm "Dracula - Tot aber glücklich" spielt Leslie Nielsen den unersättlichen Grafen, aber Brooks' parodistische Kraft scheint hier arg ermattet, selbst wenn sein Professor Van Helsing manchmal zum Lachen reizt.