Tonya (Margot Robbie) und Jeff (Sebastian Stan) sind nach dem stümperhaften Attentat auf Nancy Kerrigan schnell ins Visier des FBI geraten.
"I, Tonya" ist eine Lebensgeschichte voller Vollpfosten: Da muss man ja irgendwann gegenrammen und einen Unfall bauen.

I, Tonya

KINOSTART: 22.03.2018 • Komödie • USA (2017) • 120 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
I, Tonya
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
USA
Filmstudio
LuckyChap Entertainment, Clubhouse Pictures
Budget
11.000.000 USD
Einspielergebnis
33.486.673 USD
Laufzeit
120 Minuten
Music

Filmkritik

Eine viel zu bizarre Geschichte
von Andreas Fischer

"Gewalt? Ich bitte Sie, die gehört zu meinem Leben dazu", sagt Tonya Harding (Margot Robbie). Sie lächelt dabei, was etwas gequält wirkt und etwas höhnisch. Die als Eishexe bekannt gewordene US-amerikanische Eiskunstläuferin musste immer Prügel einstecken. Von ihrer Mutter, von ihrem Freund und späteren Ehemann. So erzählt es Craig Gillespie in seinem aberwitzigen Film "I, Tonya", der weniger Biopic als tragikomisches Porträt einer Frau ist, die sich zeitlebens ihrer Chancen beraubt sah. Man erinnert sich nicht an Tonya Harding, weil sie als erste Amerikanerin den dreifachen Axel stand, sondern wegen des absurdesten Skandals in der Geschichte des Sports: das stümperhafte Eisenstangen-Attentat auf Nancy Kerrigan. "Nancy wurde nur einmal geschlagen, und die Welt dreht durch", fällt Harding dazu ein. Das wirkt überhaupt nicht mehr gequält. Das ist nur noch sarkastisch.

Zur Erinnerung: 1994, kurz vor den US-Meisterschaften, wurde die Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan von einem Attentäter mit einer Eisenstange am Knie verletzt. Kerrigan konnte daraufhin nicht antreten, Tonya Harding gewann den Titel. Der Fall machte weltweit Schlagzeilen: Die Ermittler fanden schnell heraus, dass der Anschlag von Hardings damaligem Ehemann Jeff Gillooly (Sebastian Stan) geplant und beauftragt wurde.

Harding selbst dementierte stets, davon gewusst zu haben: "I, Tonya" erzählt ihre Sicht auf die Dinge in einer gewitzten Mockumentary mit fiktiven Interviews, fiktiven Spielszenen und einer einordnenden Reflexion aus dem Off. Natürlich von Harding. War sie wirklich eine Eishexe? Oder vielleicht auch ein Opfer? Waren immer die anderen schuld? Ist Harding einfach nur eine Abgehängte?

Antworten auf diese Fragen gibt Craig Gillespie in seinem brüllend komischen Film nicht. Im Gegenteil. Die Wahrheit interessiert ihn gar nicht so sehr. Aber das ist egal. Im Kino geht es um mehr. Hier geht es um Geschichten, und Hardings Geschichte ist viel zu bizarr, um sich mit der Wahrheit abzugeben. Sie wird lustvoll hin- und hergeworfen, immer wieder gebrochen und abgelenkt.

Aufs Eis geprügelt

Dass Harding in den 1980er- und 1990er-Jahren überhaupt eine Eiskunstläuferin von Weltformat werden konnte, ist ein kleines Wunder. Die White-Trash-Proletin passte so gar nicht in die heile Glitzerwelt des glanzvollen Sports. Dort tummelten sich vornehmlich Prinzessinnen aus wohlbehüteten Familien.

Tonya hingegen stammt aus ärmlichen Verhältnissen, ihre Mutter LaVona (Allison Janney, gewann Oscar und Golden Globe für diese Rolle) prügelt sie regelrecht aufs Eis, lässt sie beim Training nicht aufs Klo, sticht ihr bei einem Streit mit einem Küchenmesser in den Arm – und erwartet dafür Dankbarkeit. Später holt sich Tonya die Schläge ins Gesicht von ihrem Ehemann Jeff ab.

Auch sie kommen in dem schrägen Filmpuzzle zu Wort, das viel erzählt über das Aufwachsen in der weißen Unterschicht, über häusliche Gewalt, aber auch über den Traum, vielleicht doch eine Chance zu haben. Auch wenn es eigene Lebensumstände und vor allem "die da oben" nicht zulassen. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, den Tonya Harding trotz athletischer Höchstleistungen niemals gewinnen kann: "Wenn man bei Olympia nicht gewinnt, bekommt man keine Werbeverträge. Man bekommt die Frühschicht im Burgerladen."

Aufgeben kommt jedoch auch nicht in Frage. Und dann fassen ihr Mann und sein Kumpel Shawn Eckhardt (Paul Walter Hauser), eine aufgedunsene Witzfigur von Muttersöhnchen, den dämlichen Kerrigan-Plan.

Es ist faszinierend anzusehen, wie sich die Australierin Margot Robbie als Tonya Harding durch ihr Leben kämpft. Sie ist vulgär, trotzig und kämpferisch: aber keine Witzfigur. Es ist ihre Geschichte, wie gesagt nicht bis ins letzte Detail der Wahrheit verpflichtet. Aber man glaubt sie ihr. Auch wenn hinter dem kruden Witz eine große Tragik steckt, aber wenig Verbitterung: Man darf lachen und am Ende sogar gerührt sein.

Wer wissen mag, wie grotesk das Leben Hardings wirklich war, der sollte sich den Film bis zum Ende des Abspanns ansehen. Denn dort laufen die echten Interviews mit Tonya, LaVona, Jeff und Shawn.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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Margot Robbie 2022 bei einer Modenschau in Paris.
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