Romy (Marie Bäumer) wird von Robert Lebeck (Charly Hübner) bei einem spontanen Besuch einer Hafenkneipe begeistert fotografiert.
Emily Atef versucht in "3 Tage in Quiberon" die ungeschminkte Romy Schneider aufblitzen zu lassen - mit Marie Bäumer in der Hauptrolle.

3 Tage in Quiberon

KINOSTART: 12.04.2018 • Drama • D / F / A (2018) • 116 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
3 Tage in Quiberon
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
D / F / A
Laufzeit
116 Minuten

Filmkritik

Die strahlende Schmerzensfrau
Von Gabriele Summen

"Ich versuche gerade aus so einer Art Zwangsjacke auszubrechen", sagt Romy Schneider in einem ihrer letzten Interviews vor ihrem viel zu frühen Tod im Alter von 44 Jahren. Marie Bäumer, die der einzigartigen Schauspielerin ungewöhnlich ähnlich sieht, verkörpert "die Schneider" in "3 Tage in Quiberon" – und meistert diese schwierige Aufgabe mit Bravour, denn sie fühlt sich in die Essenz dieser widersprüchlichen Frau ein. Dennoch schrammt Regisseurin Emily Atef haarscharf daran vorbei, wirklich einen Blick hinter die Fassade Romy Schneiders zu werfen. Wie die unzähligen Verehrer und Bewunderinnen zu Lebzeiten der Schauspielerin, lässt sie sich letztlich von der unwiderstehlichen Aura, die Romy umgab, einlullen. Sehenswert ist die Einfraushow – gerade in Zeiten der Missbrauchs-Debatte – dennoch.

1981 macht die in einer tiefen Lebenskrise steckende, tabletten- und alkoholabhängige Romy Schneider im titelgebenden, bretonischen Kurort Quiberon eine Entziehungskur – vor allem aus Liebe zu ihrem 14-jährigen Sohn David, der sich von ihr abgewandt hat. Ihre Sandkastenfreundin Hilde (großartig: Birgit Minichmayr) besucht sie dort für drei Tage, doch Romy hat noch weitere Gäste eingeladen: Dem von ihr geschätzten Fotografen und langjährigen Freund Robert Lebeck (Charly Hübner), der mit dem aasigen "Stern"-Reporter Michael Jürgs (Robert Gwisdek) im Schlepptau auftaucht, hat sie Fotos und ein Interview versprochen.

"Ich bin eine unglückliche Frau von 42 Jahren", sagt Romy Schneider in ihrer entwaffnend-freimütigen Art dem jungen Reporter zu Beginn seines legendären Interviews. Der zynische Vertreter der bundesdeutschen Mehrheitsmeinung scheut sich dennoch nicht, sie zunächst mit Vorwürfen zu überziehen, sie nach ihrem Ex-Mann zu fragen, der sich vor kurzem erhängt hat. Man nimmt Gwisdek den schleimigen, zunächst völlig skrupellosen Reporter, der die Geschichte seines Lebens wittert, bedingungslos ab.

Romy raucht, redet freimütig von ihren großen Schwierigkeiten, Privatleben und Beruf zu vereinbaren, und säuft den ihr angebotenen, verbotenen Champagner während der dreitägigen Interviewsessions. Hilde versucht mehrmals, ihre Freundin vor dem Pressehai zu warnen und das Gespräch abzubrechen. Doch der vielschichtige, deutsch-österreichische Star will davon nichts wissen, möchte sich womöglich gerade durch seine schonungslose Offenheit am deutschen Publikum, das Romy immer noch verbiestert-hartnäckig an ihrer unschuldigen Sissi-Rolle misst, rächen. Vielleicht fällt sie aber auch wieder nur ihrer eigenen Unfähigkeit, sich selbst zu schützen, zum Opfer. Oder es ist eine Mischung aus beidem – dieses Geheimnis vermag auch der Film nicht zu lüften.

Auf der anderen Seite verbringt Romy Schneider mit ihren vermeintlichen Freunden einen glückseligen Abend in einer Hafenbar, bezaubert mit ihrer kindlichen Freude alle Anwesenden und tanzt mit einem Clochard (Denis Lavant). Lebeck dokumentiert dies alles begeistert mit seiner Kamera. Hübner als den charismatischen Fotografen zu besetzen, funktioniert leider nicht auf allen Ebenen: Wenn die sich von ihm stets angezogen fühlende Romy ihn "le beau" nennt, wirkt das ein wenig lächerlich, denn erotisches Knistern spürt man zwischen den beiden nun wirklich nicht.

Nur ein Jahr später stirbt die in die Rolle der Schmerzensfrau gedrängte, zutiefst menschliche Romy an Herzversagen. Atefs Film stellt klar heraus, dass viele Menschen aus dem Umfeld der Schauspielerin, auch ihr gnadenloses Publikum, sich hätten fragen müssen, was ihr Anteil daran war.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Schauspieler Charly Hübner 2021 beim Deutschen Fernsehpreis.
Charly Hübner
Lesermeinung
Robert Gwisdek
Lesermeinung
Marie Bäumer
Marie Bäumer
Lesermeinung

Neu im kino

Wunderschöner (2025)
Wunderschöner
Komödie • 2025
Captain America: Brave New World (2025)
Captain America: Brave New World
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Könige des Sommers (2024)
Könige des Sommers
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Companion – Die perfekte Begleitung (2025)
Companion – Die perfekte Begleitung
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Maria (2024)
Maria
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Paddington in Peru (2024)
Paddington in Peru
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Babygirl (2024)
Babygirl
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Der Brutalist (2024)
Der Brutalist
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Der Graf von Monte Christo (2024)
Der Graf von Monte Christo
Action • 2024
prisma-Redaktion
Die drei ??? und der Karpatenhund (2025)
Die drei ??? und der Karpatenhund
Familie • 2025
prisma-Redaktion
A Real Pain (2024)
A Real Pain
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Piece by Piece (2024)
Piece by Piece
Animation • 2024
prisma-Redaktion
Juror #2 (2024)
Juror #2
Krimi • 2024
prisma-Redaktion
Wolf Man (2025)
Wolf Man
Horror • 2025
prisma-Redaktion
We Live in Time (2024)
We Live in Time
Liebesfilm • 2024
prisma-Redaktion
September 5 – The Day Terror Went Live (2024)
September 5 – The Day Terror Went Live
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Better Man – Die Robbie Williams Story (2024)
Better Man – Die Robbie Williams Story
Musik • 2024
prisma-Redaktion
Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns! (2025)
Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns!
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Nosferatu – Der Untote (2024)
Nosferatu – Der Untote
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Die leisen und die großen Töne (2024)
Die leisen und die großen Töne
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Sonic the Hedgehog 3 (2024)
Sonic the Hedgehog 3
Action • 2024
prisma-Redaktion
Heretic (2024)
Heretic
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Freud – Jenseits des Glaubens (2023)
Freud – Jenseits des Glaubens
Drama • 2023
prisma-Redaktion
Der Spitzname (2024)
Der Spitzname
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Mufasa: Der König der Löwen (2024)
Mufasa: Der König der Löwen
Abenteuer • 2024
prisma-Redaktion
Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim (2024)
Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Animation • 2024
prisma-Redaktion
Wicked (2024)
Wicked
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Here (2024)
Here
Drama • 2024
prisma-Redaktion
13 Steps – Die unglaubliche Karriere von Edwin Moses (2024)
13 Steps – Die unglaubliche Karriere von Edwin Moses
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
The Outrun (2024)
The Outrun
Drama • 2024
prisma-Redaktion

BELIEBTE STARS

Adele Neuhauser überzeugt nicht nur im Wiener "Tatort".
Adele Neuhauser
Lesermeinung
Sir Roger Moore wurde mit seiner Rolle als britischer Geheimagent James Bond zum Weltstar.
Roger Moore
Lesermeinung
Kirsten Dunst gab schon als Kind ihr Kino-Debüt.
Kirsten Dunst
Lesermeinung
Roger Bart im Porträt: Infos zur Karriere, zum Werdegang und Privates.
Roger Bart
Lesermeinung
Humphrey Bogart in "Sahara"
Humphrey Bogart
Lesermeinung
Schauspieler mit Wrestling-Vergangenheit: Dwayne "The Rock" Johnson.
Dwayne Johnson
Lesermeinung
Inbegriff des spanischen Macho: Javier Bardem
Javier Bardem
Lesermeinung
Tiefer Blick aus blauen Augen: Amanda Seyfried.
Amanda Seyfried
Lesermeinung
Pierce Brosnan
Pierce Brosnan
Lesermeinung
Schauspieler Guy Pearce bei den Filmfestspielen im französischen Cannes.
Guy Pearce
Lesermeinung
Gibt den fiesen Typen mit Bravour: Jack Nicholson.
Jack Nicholson
Lesermeinung
Der Typ mit dem markanten Schnauzer und der tiefen Stimme: Sam Ellliott.
Sam Elliott
Lesermeinung
Moderatorin Sonja Zietlow.
Sonja Zietlow
Lesermeinung
Tanja Wedhorn
Tanja Wedhorn
Lesermeinung
Erfolgreiche Schauspielerin und Produzentin: Rita Wilson.
Rita Wilson
Lesermeinung