Geigenlehrerin Anna Bronsky (Nina Hoss) geht mal wieder selbst auf die Bühne. Ein Projekt, mit dem sie durchaus persönliche Ängste verbindet.
Schon wieder wird im Kino klassisch musiziert: Nina Hoss spielt eine Geigenlehrerin, die ihren jugendlichen Schüler in "Das Vorspiel" zu Höchstleistungen triezen will.

Das Vorspiel

KINOSTART: 23.01.2020 • Drama • D/F (2019) • 99 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Das Vorspiel
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
D/F
Laufzeit
99 Minuten
Regie

Filmkritik

Saiten einer Frau
Von Eric Leimann

Nina Hoss als Geigenlehrerin, die ihren jugendlichen Schüler zu Höchstleistungen trimmen will: "Das Vorspiel" atmet den Geist der Nouvelle Vague.

Es gibt nur wenige Schauspielerinnen, denen man wohl auch dann fasziniert zuschauen würde, wenn die Kamera einfach nur einen beliebigen Tag ihres Alltags begleiten würde. Nina Hoss ist die vielleicht interessanteste deutsche Kandidatin dieses noch zu entdeckenden Doku-Genres. Immerhin gibt es schon eine ganze Reihe von Filmen, in denen man einem – scheinbar beiläufigen – Drehbuch-Leben der blonden Ausnahmeschauspielerin beiwohnen darf. Anders formuliert: Die 44-Jährige spielt viele Rollen so intensiv, dass man ob ihres Detailreichtums an Ausdruck denken könnte, es handele sich um das echte Leben einer scheinbar sehr interessanten Person. "Das Vorspiel", nach "Der Architekt" (2008) die zweite Kino-Regiearbeit der Schauspielerin Ina Weisse, ist einmal mehr so eine typische Nina-Hoss-Studie.

Hoss spielt Anna Bronsky, eine Geigenlehrerin an einem Musikgymnasium. Gegen den Willen ihrer Kollegen setzt sie nach einem Vorspiel die Aufnahme von Alexander (Ilja Monti) durch, den sie für besonders talentiert hält. Engagiert bereitet sie ihren jugendlichen Schüler auf die Zwischenprüfung vor. Ihr eigener Sohn Jonas (Serafin Mishiev), auch er spielt Violine, und ihr französischer Mann Philippe (Simon Abkarian), ein Instrumentenbauer, spielen nur noch die zweite Geige in Annas Leben. Ihr Kollege Christian (Jens Albinus) überredet sie, in einem Quintett mitzuspielen. Es wäre ein Comeback als Instrumentalistin für die scheue Anna. Zwischendurch sieht man Szenen, in denen sich die Geigenlehrerin mit ihrer seltsam freudlosen Herkunftsfamilie und ihrem Vater (Thomas Thieme) auseinandersetzen muss. Worauf läuft die Geschichte von Anna Bronsky hinaus? Ist es die gleichförmig brodelnde Studie einer weiblichen Midlife-Crisis? Oder ein Musikdrama, das auf einen dramatischen Schlussakkord zusteuert?

Die offene Form des Films (Drehbuch: ebenfalls Ina Weisse mit Daphne Charizani) dürfte Zuschauer, die auf ereignisreiche Plots stehen, zur Verzweiflung treiben. Hier passiert erst mal nicht viel – Geigenstunden mit subtiler Lehrer-Schüler-Interaktion, private Essen, Herumlaufen in der Stadt, ein Espresso zwischendurch. Die Faszination dieses Films macht aus, dass man eine Frau intensiv an einem inneren Wendepunkt ihres Lebens zu begleiten scheint.

Nicht nur, weil Anna mit ihrem Mann Französisch spricht, wähnt man sich bei "Das Vorspiel" in einem sehr frankophilen Alltagsgemälde des Kinos. Nouvelle-Vague-Meister wie Eric Rohmer oder Claude Chabrol machten vor Jahrzehnten vor, wie man scheinbar Belangloses, Alltägliches ihrer Protagonisten dennoch gebannt verfolgen kann. Damit soll nicht behauptet werden, in "Das Vorspiel" würde nichts passieren. Jede Unterrichtsstunde, jedes Vorspielen ist ein emotionaler Kraftakt und ein kleines Drama an sich, über das Regisseurin Ina Weisse, selbst jahrelang an der Violine aktiv, viel über die Psyche ihrer Protagonisten verrät. Und dann gibt es ja noch die Frage, worauf diese im Untergrund brodelnde Geschichte eigentlich hinauslaufen soll ...

"Das Vorspiel" reiht sich in einen Trend von Kino-Dramen ein, der sich die Welt der klassischen Musik zu eigen machen. Sabrina Sarabis "Prélude" mit Louis Hofmann und Liv Lisa Fries oder Jan Ole Gersters "Lara" mit Corinna Harfouch und Tom Schilling, zwei weitere deutsche Filme, liefen erst vor kurzem. Auch wenn jeder dieser Filme eine andere Geschichte erzählt, ist es doch auffällig, dass die Welt klassischer Instrumentalisten derzeit für Arthouse-Filme offenbar eine hohe Nachfrage genießt. Schauspielerin Nina Hoss, die als Kind und Jugendliche viele Jahre Klavierunterricht genoss (und auch darunter litt), glaubt, dass die Welt der klassischen Musik einen erzählerischen Rahmen bietet, in dem man Geschichte sehr gut zuspitzen kann. "Klassische Musik ist auch eine Passion, also etwas, das mit Leiden, aber auch Lust zu tun hat", sagt sie. "All das sind Gefühle, die auch das Kino sucht." Vor allem wegen Nina Hoss sieht man als Kinozuschauer dem Leiden, aber auch der Lust ihrer Geigerin ziemlich fasziniert zu.

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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