Als Godzilla zu einem Rundumschlag ausholt, soll King Kong einen Trupp Wissenschaftler zu einer mysteriösen Energiequelle im Inneren der Erde bringen. Adam Wingards Monsterspektakel "Godzilla vs. Kong" ist in den Actionsequenzen voll in seinem Element, hätte aber etwas mehr in Handlung und Figuren investieren dürfen.
Nach monatelangem Lockdown ist es endlich so weit: Ab dem 1. Juli öffnen die Kinos in Deutschland flächendeckend ihre Türen. An den Start geht mit "Godzilla vs. Kong" gleich auch ein echter Blockbuster, der in den USA bereits am 31. März parallel auf der großen Leinwand und beim Streamingdienst HBO Max veröffentlicht wurde.
Der von Adam Wingard ("Death Note") inszenierte Film gehört dem sogenannten MonsterVerse an, einer lose verbundenen Reihe, in der die Ikonen Godzilla und King Kong im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Das konfrontative Zusammentreffen der beiden Giganten schlägt nun das vierte Kapitel auf und behält die bisherige Marschroute bei: Die Handlungen und die menschlichen Figuren haben weniger Bedeutung als die titelgebenden Monster. Was zählt, sind die auf Überwältigung getrimmten Kampf- und Zerstörungsbilder.
Nachdem Godzilla einige Zeit friedfertig gewesen ist, attackiert er aus heiterem Himmel eine Forschungseinrichtung und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Konzernboss Walter Simmons (Demián Bichir) ist daraufhin wild entschlossen, den Wüterich zur Strecke zu bringen, und schickt die Wissenschaftler Ilene Andrews (Rebecca Hall) und Nathan Lind (Alexander Skarsgård) auf eine riskante Expedition tief ins Innere der Erde. Dorthin, wo die Heimat des hochhausgroßen Urzeitwesens liegen soll und wo es angeblich eine gewaltige Energiequelle gibt, die man als Waffe gegen den Titanen einsetzen kann. Zum Wegweiser wider Willen wird King Kong, dessen Verhalten Andrews seit längerem studiert.
Adam Wingard, der ursprünglich aus dem Independent-Sektor kommt, beweist mit seiner neuen Regiearbeit, dass er die Spielregeln des Big-Budget-Actionkinos verinnerlicht hat. Schon die erste, auf hoher See stattfindende Begegnung zwischen Godzilla und dem Riesenaffen lässt es ordentlich krachen. Und auch später, wenn sich die Kontrahenten in den von Neonlichtern erstrahlten Wolkenkratzerschluchten Hongkongs treffen, dürften Freunde wuchtig-donnernder Effektgewitter auf ihre Kosten kommen.
Von einem Spektakelstreifen wie diesem erwartet man natürlich keine komplexe Geschichte und kein Charakterdrama. Verboten ist es aber nicht, die Drehbuchambitionen, zumindest gelegentlich, etwas anzuheben. Eric Pearson und Max Borenstein, die für das Skript zu "Godzilla vs. Kong" verantwortlich zeichnen, machen allerdings wenig Anstalten, irgendwelche Aspekte zu vertiefen. Tragische Figurenhintergründe werden angerissen, fallen im weiteren Verlauf aber komplett unter den Tisch.
Als besonders plump erweist sich ein zweiter, zur Haupterzählung parallel ablaufender Strang. Dieser dreht sich um den Techniker und Verschwörungspodcaster Bernie Hayes (Brian Tyree Henry), Reihenrückkehrerin Madison Russell (Millie Bobby Brown), deren Vater für die geheime Regierungsorganisation Monarch tätig ist, und ihren besten Kumpel Josh Valentine (Julian Dennison). Da Bernie glaubt, bei seinem Arbeitgeber gingen unsaubere Dinge vor sich, begibt er sich mit den beiden Jungspunden auf Spurensuche. Eine Spurensuche, die neben gewollten Humoreinlagen auch diverse unfreiwillig komische Situationen zu bieten hat. Lachhaft ist es allemal, wie ungehindert die drei zunächst ihre Recherchen durchführen können und wie leicht ihnen brisante Informationen zufliegen. Spannung will auf diese Weise partout nicht aufkommen.
Dass auch in einem Krawallfilm ruhige, nachdenklich stimmende Augenblicke möglich und wichtig sind, demonstriert "Godzilla vs. Kong" am Beispiel der Beziehung zwischen dem Riesenaffen und Ilenes gehörloser Ziehtochter Jia (auch Darstellerin Kaylee Hottle ist gehörlos), die über Gebärdensprache miteinander kommunizieren. Einzig das kleine Mädchen hat eine Verbindung zu King Kong aufgebaut und scheint seine Bedürfnisse richtig verstehen zu können, wie der herzzerreißende Austausch an Bord eines gewaltigen Frachters zeigt. Jias Figur ist die aufregendste von allen, bekommt allerdings nicht den verdienten Entfaltungsraum. So lässt der Film die Chance verstreichen, sich etwas mehr vom üblichen Monster-gehen-sich-an-die-Gurgel-Treiben abzuheben.
Godzilla vs. Kong, im Kino ab: 01.07.2021
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH