Hollywood-Filme mit starkem Afrika-Bezug – das gab es bislang nur selten, und dass einer der größten dieser Filme in einem erfundenen Marvel-Märchen-Staat spielt, ist durchaus auch bezeichnend. Aber immerhin, "Black Panther" war irgendwie doch ein Schritt nach vorne. Nun allerdings kommt eine echte afrikanische Geschichte auf die Leinwand, und die Betonung liegt dabei auch auf "Geschichte". "The Woman King" basiert auf historisch dokumentierten Ereignissen, die sich im 19. Jahrhundert im heutigen Benin zutrugen und wie gemacht sind für großes Hollywood-Kino.
Sie erinnern ein wenig an das Bild der Amazonen, sie kämpfen unerschrocken wie die Wikinger: Die Agojie, um die es in "The Woman King" geht, sind eine rein weibliche Elite-Kampfeinheit im westafrikanischen Königreich Dahomey. Sie leben in einem Palast, Außenstehende betrachten sie aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten als beinahe mythische Wesen. Diese Agonjie stehen im Jahr 1823 unter dem Kommando von Generalin Nanisca – eine geborene Anführerin, verkörpert von Oscar-Gewinnerin Viola Davis ("Fences", "How to Get Away with Murder").
Nanisca soll die Agonjie auf ihren vielleicht wichtigsten Kampf überhaupt vorbereiten: Die Portugiesen kommen, um neue Sklaven einzufangen. Wenn die technisch und zahlenmäßig deutlich überlegenen Invasoren nicht irgendwie zurückgeschlagen werden, könnte es das Ende der Dahomey-Kultur bedeuten. Mit Parolen wie "Unsere Narben sind unser Stolz!" und "Wir sind die Klinge der Freiheit!" peitscht Nanisca ihre Truppe für die Schlacht ein.
"The Woman King" taucht tief ein in die afrikanische Geschichte und trumpft mit fein gezeichneten Charakteren auf (vor allem die Leistung von Viola Davis erntete bereits viel Kritiker-Lob). Zugleich bietet der Film, der in den USA schon im September startete, aber auch Action-Kino auf höchstem Niveau – ein ambitioniertes Hollywood-Spektakel aus der Mitte Afrikas, das in einer Reihe stehen will mit Filmen wie "Der letzte Mohikaner" oder "Braveheart".
"The Woman King" richtet den Blick aber nicht nur nach Afrika wie kein vergleichbarer Film zuvor, sondern ist darüber hinaus auch ein Werk mit stark feministischen Zügen. Inhaltlich, aber auch in der gesamten Entstehung: Die Idee zu dem Action-Drama entwickelte Produzentin Maria Bello nach einem Besuch im Benin, Regie führte Gina Prince-Bythewood, das Drehbuch verfasste Dana Stevens, für die Kameraarbeit war Polly Morgan verantwortlich. Einer der wenigen prominenteren Männer bei diesem Projekt ist John Boyega ("Star Wars"), er spielt den König von Dahomey – aber neben einer Figur wie Nanisca wirkt selbst er ziemlich klein.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH