Große Epen mit antikem Hintergrund wie "Ben Hur" oder "Cleopatra" drehte Hollywood vor allem in den 50er- und 60er-Jahren. Billiger produzierte Imitationen entstanden in dieser Zeit außerdem auf dem italienischen Kinomarkt. Nur wenig später verschwand diese Form des Historienspektakels dann in der Versenkung. Ein aufsehenerregendes Comeback gab es erst im Jahr 2000, als Ridley Scott Russell Crowe in "Gladiator" als unerschrockenen Kämpfer durch das Kolosseum scheuchte. An den Kassen spielte der Film mehr als 450 Millionen Dollar ein, und bei der Oscar-Verleihung 2001 durften sich die Macher über gleich fünf goldene Statuen, darunter eine für den besten Hauptdarsteller, freuen. Pläne für eine Fortsetzung wurden schnell gefasst. Doch dann landete das Projekt in der berühmt-berüchtigten Entwicklungshölle Hollywoods. 24 Jahre nach Veröffentlichung des Originals hat das Warten nun ein Ende.
Erfahrungen mit Fortsetzungen sammelte Ridley Scott bereits im Zusammenhang mit seinem Scifi-Horrorklassiker "Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt". Nachdem drei andere Regisseure diesen weitergesponnen hatten, lieferte der Brite mit "Prometheus – Dunkle Zeichen" und "Alien: Covenant" zwei Werke ab, die die Vorgeschichte des Originalfilms ergründen. Seine philosophischen Ansätze stießen beim Publikum allerdings nicht auf ungeteilte Gegenliebe. Manche Zuschauer waren gar der Meinung, er habe die Reihe damit verraten.
Nun also "Gladiator II", das Sequel zu einem gigantischen Erfolg, dem (neben Joaquin Phoenix als Imperator Commodus) vor allem Russell Crowe seinen Stempel aufdrückte. Nach dem Tod des von ihm verkörperten Maximus Decimus Meridius am Ende des ersten Teils taucht die treibende Kraft im neuen Film nicht mehr auf. Dafür steht dieses Mal mit Lucius Verus (Paul Mescal) eine Figur im Mittelpunkt, die in "Gladiator" noch als Kind zu sehen war, damals gespielt von Spencer Treat Clark.
Einst außerhalb des Römischen Reiches an der nordafrikanischen Küste in Sicherheit gebracht, führt Lucius in Numidien inzwischen ein ruhiges Familienleben. Mit der Beschaulichkeit ist es jedoch vorbei, als der römische General Marcus Acacius (Pedro Pascal) in die Stadt einfällt. Lucius wird versklavt und tut es seinem großen Idol Maximus gleich: In der Arena des Kolosseums will er als Gladiator gegen die Tyrannei der beiden Kaiser Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) kämpfen.
Noch ist Paul Mescal international nicht allzu bekannt. Sein Können demonstrierte der Ire aber erst vor Kurzem in Andrew Haighs packendem Melodrama "All of Us Strangers". Kann er den hohen Erwartungen in "Gladiator II" gerecht weden? Russell Crowes Fußstapfen sind zweifelsohne groß ... Mescal steht übrigens Hollywood-Hochkaräter Denzel Washington zur Seite, der als Lucius' Mentor Macrinus in Erscheinung tritt. Darüber hinaus darf sich das Publikum auch auf ein paar bekannte Gesichter freuen: Derek Jacobi (Gracchus) und Connie Nielsen (Lucilla) schlüpfen jeweils wieder in die Rollen, in denen sie auch schon vor 24 Jahren im ersten "Gladiator"-Film zu sehen waren.