Miles Davis prägte den Jazz wie kaum ein anderer Musiker.
Die Dokumentation "Miles Davis - Birth of the Cool" feiert einen der besten Jazztrompeter aller Zeiten - lässt seine dunklen Seiten aber nicht unerwähnt.

Miles Davis - Birth of the Cool

KINOSTART: 02.01.2020 • Dokumentarfilm • USA (2019) • 115 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Miles Davis - Birth of the Cool
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
USA
Filmstudio
Firelight Media, BBC Music, Eagle Rock Entertainment, American Masters Pictures
Laufzeit
115 Minuten

Filmkritik

Es war nicht alles cool
von Mathis Raabe

Eine umfassende Dokumentation über einen legendären Jazztrompeter: Stanley Nelson inszeniert Miles Davis in "Birth of the Cool" als ein Genie mit Abgründen.

Die Kino-Landschaft hat in den letzten Jahren eine Unmenge an Musik-Dokumentationen erlebt – von Lady Gaga über 2Pac bis Aretha Franklin wurden viele Stars porträtiert. Nun also Miles Davis. Wobei: "Miles Davis – Birth of the Cool" ist nicht der erste Film über den 1991 verstorbenen Jazz-Pionier. Die Exzesse und Abgründe des legendären Trompeters bieten sich aber auch ganz besonders für die Leinwand an. Don Cheadle widmete ihm 2015 sogar einen waschechten Gangsterfilm: In "Miles Ahead" liefert sich ein konstant zugedröhnter Davis mit seinem Plattenproduzenten Schießereien und Verfolgungsjagden um ein Tonband. Stanley Nelson bleibt mit seiner Dokumentation näher an der Wahrheit. Der Regisseur ist auf afroamerikanische Geschichte und vor allem auf ihre Freiheitskämpfe spezialisiert. Zu seinen Werken gehört unter anderem eine umfassende Dokumentation über die Black-Panther-Bewegung.

Auch in "Miles Davis: Birth of the Cool" spielt afroamerikanische Identität eine Rolle. Der Untertitel des Films ist dem gleichnamigen Album entlehnt. "Birth of the Cool" ist eine von Davis' frühesten Aufnahmen und gilt als prägend für den auf den Bebop folgenden und stärker an klassischer Konzertmusik orientierten "Cool Jazz" – nur eine von vielen Innovationen und Stilmischungen, die er vorantrieb.

"The Cool" beschreibt aber auch die öffentliche Figur Miles Davis sehr gut. Kein anderer Jazz-Musiker war so sehr im Mainstream erfolgreich, und keiner füllte so sehr die Rolle eines "Black Superman", wie es die Musikwissenschaftlerin Tammy L. Kernodle im Film beschreibt. Davis wurde die Blaupause für eine selbstbewusste schwarze Männlichkeit. In einer Szene der Dokumentation sieht man, wie er mit schickem Anzug und Sonnenbrille nebst seiner langjährigen Partnerin, der Tänzerin Frances Taylor, aus dem Ferrari steigt. Der Film erzählt aber auch, wie Davis auf dem Zenit seiner Karriere mit einem Polizisten aneinandergerät und verhaftet wird – als Erinnerung daran, dass auch noch so viel Genie und Ruhm ihn nicht vor dem strukturellen Rassismus in den USA schützen konnten.

Auch vor Davis' eigenen Schattenseiten macht Regisseur Stanley Nelson nicht Halt. Da ist vor allem der Sexismus des Musikers zu nennen, der mit der Drogensucht unweigerlich verwoben scheint. Frances Taylor verbietet er erst, im Cast von "West Side Story" aufzutreten, weil eine Frau nur an die Seite ihres Mannes gehöre. Später schlägt er sie aus Eifersucht. Anstelle eines Off-Erzählers ist in "Miles Davis: Birth of the Cool" der Schauspieler und Synchronsprecher Carl Lumbly zu hören, der Miles Davis' eigene Worte wiedergibt, entnommen seiner 1989 erschienen Autobiografie. Darin räumt Davis viele seiner Fehltritte ein. Gleichzeitig entzieht er sich aber seiner Verantwortung ein Stück weit, in dem er vor allem Kokain, Alkohol und Schmerzmittel für seine Verfehlungen verantwortlich macht. Das reflektiert der Film leider nicht.

Neben Lumbly sind im Film einige Zeitgenossen des 1926 geborenen Davis zu hören, darunter Quincy Jones und Saxofonist Wayne Shorter. Auch viele von Davis' Partnerinnen haben ihn lange überlebt und kommen zu Wort, allen voran die bereits genannte Frances Taylor. Etwas befremdlich ist die Entscheidung, Taylors Berichte von häuslicher Gewalt mit der Aufnahme eines Schlagzeug-Solos und Bildern eines grimmig dreinblickenden Miles Davis zu unterlegen. Allerdings: Das schelmische Lächeln auf Taylors Gesicht, als es darum geht, wie sehr Davis sie nach der Trennung noch vermisst habe, ist ein erhebender Moment – und einer, den noch kein anderer Miles-Davis-Film einfing.

Nelsons Dokumentation ist sehr umfassend. Die Kapitel werden immer wieder gerahmt von Aufnahmen von Miles Davis in einem Boxring – ein vielseitig interpretierbares Motiv, das zum Kampf gegen Rassismus ebenso gut passt wie zum Kampf gegen die Drogensucht oder schlicht zur beeindruckenden Entschlossenheit, die Davis als Musiker immer auszuzeichnen schien. Wenn schließlich der Abspann läuft und die "Flamenco Sketches" vom Album "Kind of Blue" zu hören sind, hat man diesen einflussreichen Musiker nicht zwingend lieb gewonnen, aber zumindest sehr gut kennengelernt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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