Clint Eastwood steht seit knapp 70 Jahren im Rampenlicht, hat zahlreiche Filmpreise gewonnen, gilt sowohl vor als auch hinter der Kamera schon seit einer gefühlten Ewigkeit als einer der ganz Großen in Hollywood. Und sagt jetzt womöglich: Es reicht. 2021 brachte der inzwischen 94-Jährige seinen bislang letzten Film auf die Leinwand (als Regisseur und Hauptdarsteller) – "Cry Macho", ein Drama über einen ehemaligen Rodeo-Star, das gut in Eastwoods Portfolio passte, aber bei der Kritik ungewohnt schlecht wegkam. Jetzt will er es mit "Juror #2" noch einmal – ein angeblich letztes Mal – besser machen
Clint Eastwood war nie ein Fan von spektakulären Effekten, musste für seine Filme nicht immer die angesagtesten Stars der Filmbranche vor die Kamera holen. Hauptsache: eine gute Geschichte. – So in etwa ging Eastwood in der Vergangenheit an die allermeisten seiner Filmprojekte heran, und eine gute Geschichte nach seinem Geschmack hat er nun auch wieder mit "Juror #2" gefunden. Etwa 15 Jahre lang lag das Drehbuch von Jonathan Abrams ungenutzt in irgendwelchen Schubladen in Hollywood, ehe Eastwood den Stoff als den richtigen für seinen vermeintlich letzten Film (in dem er nur noch als Regisseur hinter der Kamera fungiert) auswählte. Ein moralisch kompliziertes Justizdrama – das ist eine eigenwillige Wahl, die als solche aber doch wunderbar zu Eastwood passt.
"Juror #2" handelt von einem großen Mordprozess. Im Fokus stehen aber nicht Opfer, Angeklagte oder die Anwälte, sondern eben der titelgebende Geschworene Nummer 2: Justin Kemp, verkörpert von Nicholas Hoult. Der Journalist soll am Ende der Beweisführung mit anderen Geschworenen ein Urteil über die Schuld oder Nicht-Schuld des Angeklagten James Sythe (Gabriel Basso) fällen. Sythe wird vorgeworfen, nach einem Streit in einer Bar seine Freundin getötet zu haben. Justin Kemp, der "Juror #2", folgt dem Prozess aufmerksam. Dann aber stellt der Geschworene, der in der Vergangenheit immer wieder mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte, fest: In der besagten Nacht, in der Sythe seine Freundin getötet haben soll, war er in derselben Bar. Womöglich hat er selbst etwas mit dem Tod des Opfers zu tun.
"Juror #2" startete bereits im November 2024 in den USA und lockte dort – nicht unüblich für ein Justizdrama – keine großen Massen in die Kinos. Nur knapp über 20 Millionen Dollar hat der relativ prominent besetzte Film (unter anderem mit J. K. Simmons, Toni Collette und Kiefer Sutherland in Nebenrollen) bislang eingespielt. Sollte sich Clint Eastwood wirklich mit diesem Werk aus der Filmbranche verabschieden, kann und wird er wohl trotzdem zufrieden sein. Die Kritiken fielen anders als zuletzt bei "Cry Macho" überwiegend positiv aus. Das amerikanische National Board of Review listet "Juror #2" als einen der zehn besten Filme des Jahres 2024.