Dieser Münchner Tatort bringt das Kunststück fertig, den Mord an einem jungen Mädchen zu opfern und mithilfe einer zweiten Geschichte wie unter Geröll verschwinden zu lassen. Vermutlich ist es in Anbetracht der Inflation von Fernsehmorden schon so, dass dem Fall eines jungen Mädchens, das auf dem Nachhauseweg spurlos verschwindet, keine filmfüllende Kraft mehr zugebilligt wird. Da muss noch was hinzu, mag sich Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph gedacht haben, und so hat er dem Mord eine Portion Comedy übergestülpt, die in Tragödie endet. Carla, das Mädchen, gibt sich größte Mühe, abends nach dem Sport den Bus nach Hause zu erwischen. Aber so spielt das Schicksal, der Bus fährt knapp ohne sie und die Mutter erweist sich, von Carla angerufen, als unmütterlich sorglos. Dann verstreicht eine Mitfahrgelegenheit ungenutzt. Bis Carla doch einsteigt beim Falschen.
Batic und Leitmayr (Nemec und Wachtveitl), die ewigen Münchner Kommissare, nehmen sich dieses Falls mit jenem mittelprächtigen Interesse an, das aus der Routine allzu vieler Morde und allzu vieler Dienstjahre erwächst. Die Fundstelle der schrecklich zugerichteten Leiche, die trauernden Eltern, die Scherze der Kollegen, das alles entspricht der abstumpfenden Realität ihres Berufes. In diese Situation dringt nun Gisbert Engelhardt (Fabian Hinrichs), ein junger Kollege. Mit ihm beginnt die eigentliche Geschichte. Für Gisbert gibt es keine Routine, er brennt innerlich, führt sich als Profiler und Mad Max in einer Person auf und lässt sich Carlas Eltern gegenüber zu dem Versprechen hinreißen: "Wir kriegen den Mörder." Fortan sind zwei Dinge zu beobachten: Die Ungeduld des Jungen reibt sich mitunter saukomisch an der bleiernden Abgeklärtheit der Alten, und Gisbert nimmt eine Anleihe bei Dürrenmatts vielmals verfilmtem Roman "Das Versprechen": Immer wieder sucht er die Nähe des Tatorts auf, wo er auf eine Rückkehr des Mörders hofft. Am Ende kippt alles, wie gesagt, schwer ins Tragische. Bleibt die Erkenntnis: Der Junge hatte Recht. dh
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