Die Story ist an sich nicht unwahrscheinlicher als jeder gewöhnliche James-Bond-Film. Superterroristin plant Anschlag auf den Bundeskanzler. Aus welchem Grund? Sie will die Aktienkurse in den Orkus schießen lassen. Und weil ein mit ihr verbündeter Börsenfreak auf genau diesen Absturz ein paar müde Milliarden gewettet hat, hofft sie, reich zu werden. Sie braucht das Geld. Sie ist sterbenskrank ...
Die Story an sich ist dann doch nicht ganz wie bei James Bond, weil in "Die Ballade von Cenk und Valerie" nicht nur jegliches product placement fehlt, sondern auch ein Augenzwinkern, das die Sache für die harmloseren Gemüter unter den Sonntagabend-Guckern erträglich machte. Der Film (Buch & Regie Matthias Glasner) ist spannend bis an die Schmerzgrenze. In diesem letzten "Tatort" mit Mehmet Kurtulus als verdeckter Hamburger Ermittler wird schweres Geschütz aufgefahren. Es wird ernstgenommen bis in den kleinsten Augenaufschlag, und es wird auf den Putz gehauen, dass die Balken des Staatsgebäudes knirschen. Aber, seltsam, gerade die Übertreibungen sind es, die mehr Lebenswahrheit offenbaren als manche noch so penible Dokumentation. Die Börsenzocker tanzen ausgelassen und von aller Moral befreit über dem Abgrund; Kai Wiesinger darf in der Rolle des Kanzlers einen Grundkurs in Staatsräson liefern; und dass sich der Beruf eines verdeckten Schnüfflers nicht mit Liebe im bürgerlichen Sinn verträgt, darüber ist sich Mehmet Kurtulus im Klaren: "Das funktioniert nicht." Doch seine Feundin Gloria (Anna Bederke) will davon nichts hören: "Es ist schon gut so." Nichts ist gut, das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Corinna Harfouch als roboterhafte Terroristin zieht die Fäden, und Kurtulus vermag ihr nicht beizukommen. Er heißt nicht Bond. Er heißt Cenk Batu und ist aus Fleisch und Blut. Ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher und sehenswerter "Tatort". dh
Foto: NDR/Sandra Hoever