Polizeiruf 110

KINOSTART: 01.01.1970 • Kriminalfilm • Deutschland (2014)
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Produktionsdatum
2014
Produktionsland
Deutschland

Wir Deutschen sind verrückt nach Land. Je städtischer wir werden, desto mehr konsumieren wir Zeitschriften, die "Land" oder "Country" im Namen führen. Die auf Frauen abzielenden Rührstücke sonntags im ZDF und freitags im Ersten wären in der Stadt undenkbar; also waltet das Schicksal auf abgelegenen Herrensitzen, bei freiem Blick über Feld und Flur. Den Polizeiruf Käfer und Prinzessin darf man loben, weil er auf dem Land spielt und dennoch mitten im Leben. Worum geht es? Die Böden einer Bio-Kommune sind industriell vergiftet. So hat es jedenfalls den Anschein. Für die Mitglieder der Kommune - allesamt Kinder des "Sommers der Liebe", 1967, geistig, musikalisch, modisch - bricht damit die Geschäftsgrundlage weg. Ein Gruppenmitglied wird mit eingeschlagenem Schädel in einer Jauchegrube gefunden. Ein Ober-GAU in der Landlustzone. Und damit auch ein Fall für Olga Lenski und Polizeihauptmeister Krause (wie immer sachlich-sympathisch: Maria Simon und Horst Krause). Den beiden kann man schwerlich eine künftige Beziehung andichten. Also müssen sie Sympathie spielen, zunehmendes Verständnis füreinander und wachsende gegenseitige professionelle Anerkennung. In Anbetracht der wenigen Szenen, in denen sich eine solche Entwicklung manifestieren kann, machen sie das großartig.

Wen sehen wir noch? Vor allem Fritzi Haberlandt und Peter Lohmeyer. Letzterer spult routiniert und gewiss nicht unsympathisch den Oberkommunarden ab, der ständig die Unterordnung in die Gemeinschaft und ihre Beschlüsse auf den Lippen trägt, tatsächlich aber kalt die Strippen zieht. Fritzi Haberlandt ist sein Gegenteil, mit Leib und Seele angewiesen auf die inneren Wärmewerte der Gruppe. Sie ist eine alte Schulkameradin von Kommissarin Lenski. Früher waren sie wie Pech und Schwefel, später verloren sie sich aus den Augen. Haberlandt hat schon anspruchsvollere Rollen gespielt, doch sei's drum: Es ist eine Freude, ihr zuzusehen, wie sie zwischen Aufklärung und Dichthalten schwankt und sich auch nicht zwischen den Kerlen, die sie umgarnen, entscheiden mag. "Am Ende hängt alles am Geld", stellt Olga Lenski fest. Krause lächelt dazu. Er hat das immer schon gewusst.

Foto: RBB/Oliver Feist

Foto: RBB/Oliver Feist

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