Vor 20 Jahren kam es an der polnisch-deutschen Grenze zu einem Zwischenfall. Beim Versuch in die Bundesrepublik zu gelangen, wurden zwei rumänische Staatsbürger von Jägern erschossen, die hinterher angaben, sie hätten die Opfer mit Wildschweinen verwechselt. Der Prozess, der vier Jahre später begann, entwickelte sich zu einer Farce. Da nie bewiesen werden konnte, welcher Jäger die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, endet der Prozess mit einem Freispruch. Die Familien der Opfer wurden zu keinem Zeitpunkt über die Verhandlung informiert ...
Dokumentarfilmer Philip Scheffner ("Der Tag des Spatzen") rollt den abgeschlossenen Kriminalfall neu auf und geht in die "filmische Revision". Weil seiner Meinung nach der Rechtsstaat hier komplett versagte, reckt der Filmemacher den pädagogischen Zeigefinger in den Himmel und macht auf die Missstände aufmerksam. Dass Scheffner mit seinem Dokumentarfilm ein ungewöhnlich aktuelles Thema aufgreift, konnte er selbst nicht ahnen. Nur wenige Tage vor der Kinopremiere ging ein ähnlicher Fall durch die Medien: In Oberfranken hatte eine 51-jähriger Jäger einen 26-jährigen Spaziergänger erschossen. Er habe den Mann mit einem Wildschwein verwechselt. Doch trotz der Aktualität des Falles wird der Film nicht interessanter. Es stellt sich zu Recht die Frage: Gibt es Menschen, die dafür ins Kino gehen?
Foto: Real Fiction