Wer sich für einen Film von Nicolas Winding Refn entscheidet, den erwartet keine leichte Popcornunterhaltung. Das ist auch bei seinem neuen Streich mit Elle Fanning in der Hauptrolle nicht anders.
Gerade die Hollywoodproduktionen des Dänen zeichnen sich durch einen extrem getragenen Erzählstil aus, der punktuell in massiven Gewaltszenen explodiert. Bei dieser Mischung ist es überraschender, dass sein Meisterwerk "Drive" (2011) auf einhellige Begeisterung stieß, als dass der Nachfolger "Only God Forgives" (2013) geteilte Kritiken erhielt.
Refns aktuelles Werk "The Neon Demon" wird das Schicksal von letzterem teilen, was die Premiere in Cannes zeigte: Es lief im Wettbewerb um die "Goldene Palme" und wurde dennoch nach der Vorführung ausgebuht.
Heidi Klum trifft die Blutgräfin
Eine zwar überzogene Reaktion, doch tatsächlich krankt das Werk daran, wie es seine Botschaft vermittelt. Die Geschichte handelt von Jesse (Fanning), die in L.A. Model werden möchte. Die junge Schöhnheit steigt zum Leidwesen ihrer Konkurrentinnen schnell zum umjubelten Liebling der Branche auf. Doch der Neid der anderen bricht sich bald auf blutige Weise Bahn.
Das Model-Business frisst also seine Akteure auf - diese nicht gerade weltbewegende Moral vermittelt Refn mit ungewohnt mangelnder Subtilität. Das ist aber verschmerzbar, denn erneut zeichnet der Regisseur von der ersten bis zur letzten Minute perfekt gestylte Bilder, die sein Stammkomponist Cliff Martinez wieder mit einem kongenialen Elektrosoundtrack unterlegt.