In den Zwanzigerjahren wohnen Luxus und Elend in der Melchiorgasse Tür an Tür. Hier finden sich verarmte Bürger- und Arbeiterfamilien, ein Bordell mit Tanzlokal, Treffpunkte von Verbrechern, Dollarmillionären und Profiteure der Inflation. In diesem Milieu, in der die Geldnot allen bürgerliche Moral vergessen lässt, treffen einige Personen immer wieder aufeinander: etwa die verarmte Grete Rumford, die ihr Gluck als Luxus-Dirne versucht, der sadistisch-geile Metzger, eine verzweifelte Mörderin, eine Kupplerin, eine Mutter, die für die Familie die Bürde der Prostitution auf sich nimmt...
Georg Wilhelm Pabst schildert nach der Vorlage des sozialistischen Schriftstellers Hugo Bettauer in beeindruckend-faszinierenden Bildern den Zerfall der Gesellschaft. Dabei konnte er auf die Kunst großer Stummfilmmimen wie Werner Krauß oder Asta Nielsen bauen. Besonders auffällig ist Greta Garbo als junge Grete Rumford. Die "Göttliche" ist hier nach Mauritz Stillers "Gösta Berlings Saga" (1924) in ihrer zweiten großen Rolle zu sehen. "Die freudlose Gasse" wurde 1996-98 vom Filmmuseum München rekonstruiert. Kaum ein Film der internationalen Filmgeschichte wurde von der Zensur aus politischen und moralischen Gründen so nachhaltig gekürzt und verfälscht wie "Die freudlose Gasse". In allen Ländern, in denen der Film in den 20er Jahren gezeigt wurde, fanden erhebliche Eingriffe statt. Lange Zeit existierte in Deutschland keine einzige Kopie. Die nun wieder verfügbare deutsche Fassung von 3235 Metern (ursprünglich: ca. 3700 m) wurde in einer großen Restaurierungsaktion vom Filmmuseum München in Zusammenarbeit mit einer Reihe europäischer und US-amerikanischer Filmarchive hergestellt.
Foto: ZDF/arte