Lucas (Helena Zingel) Eltern sind getrennt - scheinen aber wieder zueinander zu finden.
Mit ihrem ersten Langfilm "Die Tochter" beweist Regisseurin Mascha Schilinski einen klaren Blick.

Die Tochter

KINOSTART: 17.05.2018 • Drama • D (2017) • 103 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Die Tochter
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
D
Laufzeit
103 Minuten

Filmkritik

Wer ist am wichtigsten?
Von Claudia Nitsche

Mascha Schilinski sieht aus wie eine verträumte junge Frau. Sie hat jedoch einen sehr klaren Blick bei ihrem ersten Langfilm, der auch gleich bei der Berlinale in der Reihe "Perspektive Deutsches Kino" gezeigt wurde. In der Tat gehört "Die Tochter" genau dort hin. Denn sowohl Struktur als auch Kamerafahrten und Bildsprache sind so anders und neu, dass man ihren Film nur als Fingerzeig zu etwas ganz Eigenem, als Richtungswechsel in der Kinolandschaft sehen kann. Hier hat jemand sehr früh seinen Stil gefunden – und überdies nicht den Inhalt vergessen.

"Die Tochter" beginnt mit einem Intro, das klar macht, dass sich Lucas Eltern getrennt haben. Die Mutter redet davon, dass alles gut wird, wenn es auch schwer zu verstehen sei. Luca (Helena Zingel) hat inzwischen akzeptiert, dass Jimmy (Karsten Antonio Mielke) und Hannah (Artemis Chalkidou) kein Paar mehr sind und getrennt wohnen. Schließlich ist die Trennung bereits zwei Jahre her, und die Kleine freut sich immer sehr, Zeit mit ihrem Papa zu verbringen. Man kennt diese Konstellation aus der Realität: Alltag mit Mama, Spaß mit dem Kumpel-Vater.

Bereits zu Beginn fängt Kameramann Fabian Gamper das Beisammensein der Familie und deren Alltagsgespräche mit beachtenswerter Normalität ein. Regisseurin und Autorin Schilinski hat tolle Dialoge geschrieben, sodass der Zuschauer schnell vergessen könnte, dass er in einem Film ist. Die Erwachsenen chargieren zwischen sich immer noch Mögen und dem Aufblitzen alter Verletzungen.

Ohne dass man weiß, wo die Probleme lagen, entspinnt sich das Seelenleben der beiden Ex-Partner direkt vor dem Publikum. Mutter Hannah ist immer ein wenig unterkühlt – trotz ihrer griechischen Wurzeln. Papa Jimmy ist ein hemdsärmliger Arbeiter, einer, der sich kümmert, auch jetzt noch, da er und Lucas Mutter getrennt sind. Aber er scheint gesundheitlich nicht auf der Höhe, was Quatschmacher-Väter natürlich wegkaspern.

Um ihr altes Ferienhaus zu verkaufen, reisen die drei auf die griechische Insel, auf der Luca gezeugt wurde, die aber auch Ort der Trennung war. Wer vermutet, dass der Regisseurin ein wenig Sonnenschein und Meerluft genügt, um die Eltern einen Neustart wagen zu lassen, unterschätzt die Berlinerin. Schon bevor sie die Handlung nach Griechenland verlegt, gelingen ihr mystische Momente, sie versieht ihr Debüt mit verirrten Bildern und lässt die Handlung auf spannende Art Tempo aufnehmen. Mit meisterhafter Handschrift beschreibt sie Spannungen und Konflikte, zu Hause wie im Urlaub, der ein Abschied für immer werden könnte, wenn man das letzte Gemeinsame verkauft.

Doch dann gibt es große Gefühle, grobe Rücksichtslosigkeit und ein Kind, das den Platz an Papas Seite nicht einfach so räumen will. Wichtig, wenngleich auch Ansichtssache, ist, dass das Drehbuch Luca immer Kind sein lässt, nicht perfide Intrigantin. Alle drei werden mit ihren Fehlern und Schwächen überwältigend gut in Szene gesetzt, spielen hervorragend, doch erst Mascha Schilinski macht aus dieser Geschichte Kunst. Mit "Die Tochter" möchte sie zeigen, dass nicht alle Kinder ihre Eltern wieder vereint sehen möchten. Die Regisseurin zeigt deren Abhängigkeit zum Kind, das innerhalb dieser Dreierkonstellation viel Macht besitzt. Während Schilinski der Meinung ist, das siebenjährige Mädchen sei bereit, zum Äußersten zu gehen, kann beim Betrachten ebenso ein sehr viel entspannterer Eindruck entstehen, der das Kind weniger böse wahrnimmt. Und das ist gut so.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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