Mit nur zwei Spielfilmen etablierte sich Ari Aster als eine aufregende neue Stimme im US-amerikanischen Horrorkino. Der Familienschocker "Hereditary – Das Vermächtnis" (2018) und der von einer toxischen Beziehung handelnde Sektenthriller "Midsommar" (2019) ließen ein ausgeprägtes Gespür für unheimliche Stimmungen erkennen. Seine nächste Arbeit "Beau Is Afraid" (2023) wiederum, ein kafkaesker Psychotrip rund um ein neurotisches Muttersöhnchen (gespielt von Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix), spaltete die Gemüter. Für die einen war er ein visionärer, kompromissloser Albtraum, für die anderen ein heillos überfrachtetes, prätentiöses Werk.
Wie auch immer man dazu stehen mag, gespannt sein durfte man allemal, was Aster anschließend in Angriff nehmen würde. Auch seine Western-Noir-Komödie "Eddington" sprengt gängige Hollywood-Konventionen, nimmt sich thematisch wahrscheinlich etwas zu viel vor. Als filmische Bestandsaufnahme der tiefen gesellschaftlichen und politischen Gräben in den USA hat der im Mai 2025 in Cannes uraufgeführte Genre-Mix aber einiges zu bieten.
Allen voran einen Joaquin Phoenix, der als Provinzsheriff in eine Eskalations- und Radikalisierungsspirale hineinrutscht. Der von ihm verkörperte Gesetzeshüter Joe Cross sträubt sich im Frühjahr 2020, also kurz nach Beginn der Corona-Pandemie, vehement gegen das Tragen einer Maske. Aus diesem Grund rasselt er mit Ted Garcia (Pedro Pascal), dem amtierenden Bürgermeister der Kleinstadt Eddington in New Mexico, aneinander. Da bald die neue Wahl ansteht, beschließt Joe aus seiner Wut heraus, selbst zu kandidieren. Schon bald überschlagen sich in dem verschlafenen Nest die Ereignisse.