Nein, nicht Angela Merkel. Die fiktive Kanzlerin, die Cate Blanchett hier verkörpert, heißt Hilda Ortmann. Eine ziemlich schräge Politikerin ist diese Hilda Ortmann. Sie verliert sich gerne in vermeintlichen Nebensächlichkeiten, hat zuweilen eine etwas lange Leitung und neigt zu dramatischen Anfällen. Die Bundeskanzlerin ist hier also eine ziemliche Witzfigur. Allerdings machen ihre mächtigen Kolleginnen und Kollegen in "Tanz der Titanen" auch keinen besseren Eindruck.
Den Rahmen für die bitterböse Satire bildet ein G7-Gipfel, der in einer alten deutschen Burg stattfindet. Ziel ist das Verfassen einer gemeinsamen Erklärung zu irgendeiner nicht näher benannten globalen Krise. Das kennt man ja auch von echten Gipfeltreffen der Spitzenpolitik. Es wird dann lange um konkrete Formulierungen gerungen, die jeder unterschreiben kann, ohne zu große Zugeständnisse machen zu müssen, und am Ende bleibt vieles im Vagen. Es entbehrt durchaus nicht einer gewissen bösen Symbolik, dass auch in "Tanz der Titanen" bald dichter, undurchsichtiger Nebel aufzieht.
Erst wird im Nebel gestochert, dann verlieren sich Bundeskanzlerin, US-Präsident, Kanada-Premier und Co. in selbigem. Angeführt von Hilda Ortmann verirren sich die G7-Oberhäupter im Wald rund um die Burg Dankerode. Und dann passieren schlimme, klamaukige Dinge. "Wir wurden angegriffen von dunklen, schattenartigen Gestalten", berichtet die britische Premierministerin (Nikki Amuka-Bird) in heller Aufregung. Hilda Ortmann befürchtet schon das Schlimmste: "Demonstranten?" Nein, was da im Moor lauert, ist noch weitaus unheimlicher und gefährlicher ...
"Tanz der Titanen" feierte 2024 in Cannes Premiere und wurde seither bei vielen weiteren internationalen Filmfestivals vorgestellt. Die Kritiken fielen mehrheitlich gut aus, auch dank des hochkarätig besetzten Ensembles um Cate Blanchett (unter anderem auch mit Charles Dance, "Game of Thrones"). Das Drehbuch zu der deutsch-kanadischen Produktion verfasste Evan Johnson, der gemeinsam mit Galen Johnson und Guy Maddin auch Regie führte. Witzige Randnotiz: Die Filmemacher bedankten sich zuletzt im Trailer schon ausdrücklich bei den G7 "für die Unterstützung und Beratung während der Dreharbeiten".