London, 1911, das noch junge Jahrhundert befindet sich im Umbruch: Christopher Tietjens, ein Gentleman der alten Schule, heiratet die schöne, durchtriebene Sylvia, ein Kind wird geboren. Obwohl sich Tietjens nicht sicher ist, ob er der Vater ist, liebt er den kleinen Michael wie seinen eigenen Sohn. Die glamouröse Sylvia, die sich auf rauschenden Abendveranstaltungen vergnügt, ist schnell gelangweilt von der Ehe. Sie stürzt sich in zahlreiche Affären, bis sie auch davon angeödet ist und schließlich anbietet, zu Christopher zurückzukehren. Für den respektablen Tietjens, der am Althergebrachten aus Rücksicht festhält, sind Pflichtgefühl und Anstand das Wichtigste, eine Scheidung zieht er nicht in Betracht. Er verkörpert die Traditionen einer Epoche, die längst vom Einbruch eines neuen Zeitalters überholt wurden. Während das Familienleben der Tietjens turbulente Zeiten erlebt, demonstrieren in den Straßen von London die Frauen für ihr Wahlrecht und die Gleichberechtigung. Bei einer Demonstration der Frauenrechtlerinnen macht Christopher mit der willensstarken Suffragette Valentine Wannop Bekanntschaft - im Gegensatz zu seiner luxusfixierten Gattin - eine freigeistige Frau ...
Nach dem Jahrhundertroman "Parade's End" des englischen Schriftstellers Ford Madox Ford (1873-1939) - er war ein Enkel des Münsteraner Verlegers Johann Hermann Hüffer (1784-1855) - schildert die britische Regisseurin Susanna White ("Jane Eyre", "Eine zauberhafte Nanny - Knall auf Fall ...") den Niedergang der traditionellen britischen Gesellschaft am Vorabend und in den Wirren des Ersten Weltkrieges. Zwischen 1924 und 1928 schrieb Ford Madox Ford vier Romane, die erst einige Jahre nach seinem Tod 1950 als einbändige Ausgabe unter dem doppeldeutigen Titel "Parade's End" erschienen sind und erst 2003 ins Deutsche übertragen wurden. In dem Epos über den Ersten Weltkrieg und das Wesen der britischen Gesellschaft verarbeitete Ford seine eigenen Erfahrungen als Soldat an der Front. Mit "Parade's End" beschwört White in symbolträchtigen Bildern die Stimmung einer längst vergangenen Zeit wieder herauf, die den Zuschauer unmittelbar ins edwardianische England zurück versetzt. Das Drehbuch schrieb Tom Stoppard ("Shakespeare in Love", "Vatel"), einer der erfolgreichsten englischen Drehbuchautoren, der das Epos in sechs Episoden verdichtete. Neben dem britischen Schauspieler Benedict Cumberbatch ("Gefährten", "Tipping the Velvet"), der hierzulande als moderner Sherlock Holmes in der gefeierten Krimireihe "Sherlock - Ein Fall von Pink" bekannt wurde, sind Rebecca Hall ("The Town", "Please Give"), Rupert Everett ("Die Girls von St. Trinian", "King George - Ein Königreich für mehr Verstand") und Miranda Richardson ("Die Tore der Welt", "Kansas City") zu sehen.
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