Endlich echte Waffen: Die Bande von Nicola (Francesco Di Napoli) feuert sich die Freude aus dem Leib.
Mafia kann man nicht spielen, Mafia muss man leben und sterben: Das Gangster-Epos "Paranza - Der Clan der Kinder" schickt den Nachwuchs in die Unterwelt.

Paranza - Der Clan der Kinder

KINOSTART: 22.08.2019 • Drama • I (2019) • 112 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
La Paranza dei Bambini
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
I
Laufzeit
112 Minuten

Filmkritik

Einer stirbt halt immer
Von Andreas Fischer

Eine Handvoll Halbstarker will in "Paranza – Der Clan der Kinder" das Viertel eines Mafiabosses in Neapel übernehmen. In der Verfilmung eines Romans von "Gomorrha"-Autor Roberto Saviano müssen sie auf ziemlich drastische Weise erfahren, dass das Leben als Gangster kein Spiel ist.

Wenn das Leben in der Mafia doch nur aus Geld zählen bestünde, aus abendlichen Besäufnissen, aus Allmacht – dann hätten der 15-jährige Nicola (Francesco Di Napoli) und seine Kumpels eine glorreiche Zukunft vor sich in Neapel. Aber das Leben in der Mafia ist anders: Nach einer Romanvorlage und dem bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet Drehbuch von "Gomorrha"-Autor Roberto Saviano erzählt "Paranza – Der Clan der Kinder" ziemlich verstörend davon, wie die organisierte Kriminalität die Kindheit versaut, weil sie den Erwachsenen die Luft zum Atmen abwürgt.

Nicolas Beweggründe sind hehr – er will eigentlich nur seine Mutter beschützen und dem Viertel eine Atempause von den Schutzgeldeintreibern verschaffen. Also verdingt sich der smarte Jüngling mit seinen Freunden beim aktuell bestimmenden Clan als Drogendealer. Die Milchgesichter machen ihre Sache gut, so gut, dass sie beschließen, die Machtverhältnisse neu zu sortieren. Sie besorgen sich Waffen, studieren auf YouTube die Gebrauchsanleitungen und übernehmen die Macht. Das sieht zunächst nach "Mafia Games" aus, wird aber schnell bitterer Ernst.

Ganz am Anfang des Films, als die Jungs ihre Unschuld noch nicht verloren haben, sieht man eine unbändige Energie in eindrücklichen Bildern: Die Bande ergießt sich in ein Einkaufszentrum, die Körper sind kaum auseinanderzuhalten, die Gruppe ist alles, der Einzelne wäre verloren ohne sie. Darum geht es auch in "Paranza": um die Orientierung, die die Kinder suchen, um den Halt, den sie nicht finden, und um die Perspektivlosigkeit, der sie ausgeliefert sind.

Dabei täuscht der Film Authentizität vor, wo es sie gar nicht geben kann: Denn obwohl in Neapel an Originalschauplätzen und mit Laiendarstellern gedreht wurde, obwohl die bewegliche Kamera die Dynamik der Protagonisten einfängt, obwohl Roberto Saviano für die Romanvorlage genau recherchiert hat, ist "Paranza" natürlich eine Inszenierung. Die Geschichte ist verdichtet, Saviano und Regisseur Claudio Giovannesi suchen nach der Essenz des Lebens in Neapel.

Im großen Storybogen des Films mag sie fehlen, vieles ist aus Versatzstücken klassischer Mafia-Filme zusammengefügt: der Aufstieg des jungen Wilden, seine Exzesse des plötzlichen Reichtums, sein erster Mord, eine unschuldige Liebe als vermeintlicher Ausweg – und der Zerfall des brüchigen Imperiums. Einer stirbt halt immer.

Bemerkenswerter sind daher die Details: Allein der Hauptdarsteller ist eine Meisterleistung des Castings. Engelsgleich sieht Francesco Di Napoli aus – die Mafia hat nicht immer ein schrecklich gezeichnetes Gesicht. Sie ist allgegenwärtig, entrinnen kann man ihr nicht. Und: Die Methoden bleiben. Mafia ist Mafia. Brutal, rücksichtslos, tödlich. Da kann die Jugend nicht nur untergehen, sie muss es zwangsläufig. So erschreckend diese Unausweichlichkeit ist, sie ist es auch, die den Film sehenswert macht. Weil er zeigt, dass die Mafia ein Monster ist, das man nicht besiegen kann, weil für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue nachwachsen. Die letzte Szene des Films zeigt das ganz deutlich, wenn sich die Paranzas noch einmal als Gruppe über Neapel ergießen. Ihrer unbändigen Energie sind sie dann freilich nicht mehr Herr. Ihres Lebens aber auch nicht.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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