Manche Tatort-Folge kann man als Krimi in der Pfeife rauchen. Darüber sieht man aber nicht ungern hinweg, wenn sie eine Geschichte erzählt, die mit Zeit & Zuständen zu tun hat, wenn andere als kriminalistische Tugenden aufscheinen. Der Tatort als Fernsehspiel. "Freunde bis in den Tod" mit Lena und Kopper (Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe) ist so ein Fall. Ein Gymnasiast ist erschossen worden, das muss natürlich aufgeklärt werden. Aber was sich im Laufe der Ermittlungen für den Zuschauer erhellt, ist das Drama eines begabten Jungen. Seine Umgebung war ihm nicht gewachsen, und er, das ist im Zuge des Erwachsenwerdens nicht ungewöhnlich, hatte ebenfalls einige Probleme mit sich.
Ron, so hieß er, sah gut aus, war oft unausstehlich, ließ seine Eltern nicht mehr an sich heran, brillierte in der Schule in Kürübungen wie tollen Video-Installationen, war offenbar ein begabter Programmierer und filmte jede und jeden, der ihm vors Smartphone kam. An Rons einzigen Gefolgsleuten, der rothaarigen Julia (stark: Leonie Benesch) und dem Loser-Typen Manu (stark: Joel Basman) beißen sich Lena und Kopper auf ungelenke Weise fest. Wenn Jugendliche dichtmachen, bedarf es mehr als genervter Blicke und Schulterzucken. In dieser Hinsicht lässt das Drehbuch (Harald Göckeritz) die Ermittler verhungern. Und weil der Mord als solcher auch nicht wirklich 90 Tatort-Minuten füllt, wird die Möglichkeit heraufbeschworen, der Tote hätte womöglich einen Amoklauf in der Schule beabsichtigt. Als Krimi ist das alles haarsträubend, als Jugenderzählung gar nicht übel. dh