Der Berlinale-Gewinner "Touch Me Not" erforscht Ängste, Nähe und Sexualität auf besondere Weise.
Regisseurin Adina Pintilie hat mit "Touch Me Not" eine filmische Erfahrung geschaffen, die es so noch nicht oft auf der Kinoleinwand zu sehen gab. In einer vermeintlich sexuell befreiten Zeit führt sie radikal seelische und körperliche Tabus vor. Was ist "normal"? Was ist "anders"? Bei der diesjährigen Berlinale wurde das mutige Experiment mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Zur Überraschung vieler Kritiker, denn das intime Drama rief durchaus kontroverse Reaktionen hervor.
"Touch Me Not" ist eine Geschichte über Nähe, über Intimität, über Scham, die es zu überwinden gilt. Drei Menschen, die die Grenzen zwischen Lust und Kontrollverlust, zwischen Begehren und Furcht überwinden wollen. Da ist Laura, eine Frau in den 50-ern, körperliche Berührungen machen ihr Angst, trotzdem verspürt sie den Wunsch nach Intimität. Sie engagiert einen Callboy, sie konsultiert eine Transfrau, und sie lotet mit einem Rollenspiel-Therapeuten ihre Grenzen aus.
Und dann ist da der junge Tómas, der in einem Touch-Workshop mit Behinderten und Nicht-Behinderten lernt, seine Gefühle zwischen Sympathie und Ekel zuzulassen. Er trifft auf Christian, der an spinaler Muskelatrophie erkrankt, aber mit sich und seiner Sexualität im Reinen ist. Regisseurin Pintilie, die selbst ebenfalls vor die Kamera tritt, lässt mit ihrem Drama die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen und begleitet den Zuschauer auf eine Expedition körperlicher und seelischer Entblößung.