Der einfache Mann McTeague verdingt sich ohne Lizenz als Zahnarzt. Von einem Feind wird er denunziert, wodurch er ins tiefe Loch der Arbeitslosigkeit sinkt. Seine Frau hortet zwar 5000 Dollar aus einem Lottogewinn, gibt aber nichts davon aus. Lieber geht sie mit dem Geld, zu dem sie eine schon krankhafte erotische Beziehung hat, ins Bett (und zwar im wortwörtlichen Sinne). McTeague ermordet sie am Ende und flieht mit dem Geld in die Wüste. Sein alter Feind folgt ihm ins Tal des Todes. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod. McTeague erschlägt seinen Widersacher, doch seine Situation ist aussichtslos: Ohne Pferd und Wasser, mitten in der Wüste, den toten Feind mit Handschellen an sich gekettet, sieht er einem trostlosen Ende entgegen ...
Mit "Gier" nahm Stroheim sein ambitioniertestes Werk in Angriff. Er verfilmte den naturalistischen Roman "McTeague" von Frank Norris quasi Wort für Wort. "Gier" war erstmals kein Meldodram aus einer Operetten-Monarchie, sondern ein Gegenwartsdrama, das Stroheim ausschließlich an Originalschausplätzen drehte und damit ein für die Zwanzigerjahre unerreichtes Maß an Realismus erreichte. Stroheim kannte bei der Produktion weder Grenzen noch Erbarmen. Beim Finale - unter unmenschlichen Bedingungen vor Ort in Death Valley gedreht - wurden einige Mitglieder seines Teams Opfer eines Hitzschlags. Stroheims Detailbesessenheit führte dazu, dass der Film in seiner vollständigen Fassung eine Länge von 42 Rollen (etwa acht bis zehn Stunden) hatte. Stroheim schlug vor, das Werk in zwei Teilen à zweieinhalb Stunden herauszugeben, doch die Geldgeber lehnten ab. Unter Protest kürzte Stroheim "Gier" auf 24 Rollen. Das genügte aber immer noch nicht. Sein Freund Rex Ingram musste weitere sechs Rollen entfernen. Stroheim arbeitete an dieser Fassung zwar mit, lehnte es jedoch ab, sie zu autorisieren. Produzent Irvin Thalberg brachte am Ende eine zur Unkenntlichkeit verstümmelte 10-Rollen-Fassung ins Kino, in der alle Nebenhandlungen restlos eliminiert waren. Stroheim hat diese Verstümmelung seines Meisterwerkes, das heute nur noch in einer etwa zweieinhalbstündigen Fassung existiert, nie verziehen, obwohl selbst sie "eine scharfe unbeugsame Wahrheit, ein Extrakt von Realismus, ausgedrückt mit mächtigen filmischen Mitteln" (Paul Rotha, Filmhistoriker) war.
Foto: WDR/Degeto