Niemand ahnt etwas von dem dunklen Geheimnis, dass der unauffällige, 35-jährige Versicherungsvertreter Michael hat: Der pädophil Veranlagte hält im Keller seines Vorstadthauses den 10-jährigen Wolfgang gefangen. Nur zum Abendessen darf er sein Kellerverlies verlassen und die Wohnung betreten, die Michael durch das Herunterlassen der Rolladen vor den Blicken neugieriger Nachbarn schützt. Doch eines Tages beginnt Wolfgang, sich gegen seinen Peiniger aufzulehnen ...
In seinem eindringlich inszenierten Kino-Debüt erzählt der ehemalige österreichische Casting-Direktor Markus Schleinzer ("Die Klavierspielerin", "Die Fälscher", "Das weiße Band") die ungewöhnliche Geschichte einer noch ungewöhnlicheren Beziehung zwischen einem pädophilen Kindesentführer und dessen Opfer. Dieses Thema rückte 2006 mit der spektakulären Flucht der seinerzeit 18-jährigen Österreicherin Natascha Kampusch aus den Händen ihres Peinigers in den Fokus der Medien. Filme, die seither derartige Geschichten erzählten, wurden allerdings allzu oft in ein mit schneller Nadel gestricktes Opfer-Täter-Schema gezwängt. Weitaus differenzierter geht hier Schleinzer vor, der den Täter nicht als diabolischen Wüstling anlegt, aus dessen Sicht er die Geschichte erzählt, sondern als Biedermann, der auch unser Nachbar sein könnte. Dieser Umstand sowie der Verzicht auf plakative Missbrauchsbilder lassen den Zuschauer deshalb umso verstörter zurück.
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