"Grandma, ich bin im Gefängnis!", schallt es aus dem Telefon – und Thelma (June Squibb, 94) ist sofort genauso alarmiert und panisch, wie die Gauner es sich in so einer Situation erhoffen. Wenig später steckt die liebenswerte Oma, die ihrem Danny natürlich unbedingt helfen möchte, 10.000 Dollar in einen Umschlag und bringt ihn zur Post. Und wieder ist eine auf den Enkeltrick hereingefallen. Ein Jammer. Aber diese Eine, die ungewöhnliche Heldin in "Thelma – Rache war nie süßer" (Regie und Drehbuch: Joshua Margolin), möchte sich das nicht bieten lassen!
Es dauert nicht lange, bis Gewissheit herrscht: Thelma wurde von ein paar Betrügern ganz übel hinters Licht geführt. Ihrem Enkel geht es gut, Gott sei Dank. Aber Thelma ist trotzdem stocksauer. Bei der Polizei wird sie ein wenig belehrt, ansonsten könne man in der Sache nicht viel tun. "Und was ist mit meinem Geld? Soll ich denen das einfach überlassen?" Oh nein. Also schnürt Thelma ihre Laufschuhe einmal extrafest, schwingt sich auf ihren E-Seniorenroller und besorgt sich eine Waffe.
Was gab es im Kino nicht schon für spektakuläre Rachefeldzüge zu sehen. "Rambo", "Kill Bill", "V wie Vendetta", "John Wick" ... Die Liste ließe sich ewig fortsetzen, und in dieser Reihe steht jetzt irgendwo ganz am Rand auch "Thelma", diese irrwitzige Vergeltungsgeschichte einer weißhaarigen Bilderbuch-Granny, die bestimmt den besten Apfelkuchen überhaupt macht und dann plötzlich ihren Hang zur Selbstjustiz entdeckt. Das ist schon sehr schräg. Aber genau darin liegt bei "Thelma" auch der Reiz.