Die Moskauer Prozesse

KINOSTART: 20.03.2014 • Dokumentarfilm • Deutschland (2013)
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Produktionsdatum
2013
Produktionsland
Deutschland

Die Bilder des Schauprozesses gegen die Aktivistinnen von "Pussy Riot" gingen im Sommer 2013 durch alle Medien. Wegen eines fünfminütigen Auftritts in der Moskauer Erlöserkathedrale wurden drei der Aktivistinnen von "Pussy Riot" zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die Begründung: Verletzung der Gefühle Gläubiger, Gotteslästerung, Agitation gegen die russische Nation. Ein absurdes Urteil, das im Westen Entsetzen hervorrief. Doch was als plötzliche Offenbarung eines autoritären Gottesstaats erscheint, hat eine lange Vorgeschichte, denn schon der Prozess gegen die Verantwortlichen der religionskritischen Ausstellung "Vorsicht! Religion" im Jahr 2003 zeigte, dass das Russland Putins mit vermeintlicher Meinungsfreiheit und den Menschenrechten umgeht ...

Der Schweizer Regisseur Milo Rau hat die Protagonisten der verschiedenen Prozesse auf die Theaterbühne gebeten. Im Sacharow-Zentrum in Moskau ließ Rau mit professionellen Anwälten, Zeugen und Experten aller politischen Couleurs, darunter Katja Samuzewitsch (Pussy Riot), Maxim Schewtschenko (Starmoderator des Staatsfernsehens), Wsewolod Tschaplin (Erzpriester) sowie der dissidente Philosoph Michail Ryklin die Ereignisse drei Tage lang noch einmal aufleben. So entstand im Stil eines Gerichtsdramas mit offenem Ausgang, in Kreuzverhören, Plädoyers und den Auseinandersetzungen am Rand des Prozesses ein verstörendes und widersprüchliches Bild des heutigen Russland. Eine hitzige Debatte über Kunstfreiheit folgte auf das Theaterprojekt, das viele in- und ausländische Beobachter als den möglichen Beginn eines Dialogs zwischen Künstlern und Kirchenvertretern einschätzten. Raus Dokumentarfilm dokumentiert das einzigartige Projekt, beleuchtet die historischen und politischen Hintergründe und lässt die Beteiligten zu Wort kommen. Der dreitägige Prozess, der mehrfach von den russischen Behörden und von Einheiten der Kosaken unterbrochen wurde, führte übrigens zu einem internationalen Skandal und schliesslich zu einem Einreiseverbot gegen den Regisseur.

Foto: © IIPM / Maxim Lee

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