Die frisch Verliebten Victor (Nicolas Bedos) und Sarah (Doria Tillier) teilen einige romantische Momente bevor Victor Bestseller-Autor wird.
Die französische Tragikomödie "Die Poesie der Liebe" wartet mit einer unglaubwürdigen Liebesgeschichte auf.

Die Poesie der Liebe

KINOSTART: 20.12.2018 • Drama • F (2017) • 115 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Monsieur & Madame Adelman
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
F
Budget
5.983.685 USD
Laufzeit
115 Minuten

Filmkritik

Die Perversion der Liebe
Von Gabriele Summen

Nicolas Bedos' ambitionierte Chronik einer leidenschaftlichen und zerstörerischen Liebe hinterlässt einen üblen Nachgeschmack.

"Die hat Eier!", lobt der chauvinistische Schwiegervater die spätere Frau des Schriftstellers bei einem gemeinsamen Abendessen. In der Tat scheint die von der Lebensgefährtin des französischen Regiedebütanten und Schriftstellers Nicolas Bedos gespielte junge Frau einen eisernen Willen, Intelligenz und unverwüstlichen Humor zu besitzen. Und dennoch wird sie ein Leben im Schatten ihres narzisstischen Mannes verbringen, was ihr merkwürdigerweise nicht allzu viel auszumachen scheint. Der deutsche Titel dieser tragischen Beziehungskomödie – "Die Poesie der Liebe" – die im Original "Monsieur & Madame Adelmann" heißt, scheint im Nachhinein wahrlich unangemessen oder bestenfalls verquer ironisch. In Rückblenden bekommt der Zuschauer den Verlauf einer 45 Jahre währenden, unglaubwürdigen "Liebesbeziehung" serviert – und man fragt sich zunehmend, was Madame Adelmann an diesem Mann bloß findet.

Bedos und seine Frau Doria Tillier, die gemeinsam das Drehbuch verfasst haben, lassen den Film mit dem Ende beginnen: Bei der Beerdigung des überaus erfolgreichen Autors Victor Adelmann (Bedos), der unter suspekten Umständen zu Tode kam, sucht ein Journalist seine Ehefrau Sarah (voller Energie verkörpert von Tillier) auf. Er möchte eine Biografie über den renommierten Autor schreiben, ist aber in erster Linie an Sarahs Version ihrer gemeinsamen Geschichte interessiert. Die alte Dame lässt sich auf ein freimütiges Gespräch ein, wobei häufig eine spannende Diskrepanz zwischen Dichtung und Wahrheit besteht.

Begegnet sind sich die hochintelligente Literaturdoktorandin und der angehende Autor in den 70-ern. In 14, immer wieder durch das Gespräch in der Gegenwart unterbrochenen Kapiteln, erfährt man von den Höhen und Tiefen ihrer zuweilen romantischen, im Großen und Ganzen aber anstrengenden und eher sadomasochistisch gefärbten Beziehung.

Bei Sarah ist es Liebe auf den ersten Blick, obwohl sie den betrunkenen Maulhelden von Anfang an durchschaut. Nach einer nicht erwähnenswerten, gemeinsam verbrachten Nacht setzt sich die selbstbewusste junge Frau einfach an sein Manuskript und korrigiert es gehörig. Diese Liebesdienste und weitaus mehr wird sie auch die nächsten Jahrzehnte für ihren Mann erbringen. Victor dagegen hat eher Angst vor der Frau mit dem unwiderstehlichen Lächeln, wie er in recht amüsanten Therapiegesprächen mit seinem Psychiater (Denis Podalydès) zum Ausdruck bringt.

Sarah hat sich in den Kopf gesetzt, den nicht untalentierten Autor zu erobern. Nachdem sie ihn rumgekriegt hat, schreibt er unter ihrem jüdischen Mädchennamen seinen ersten Erfolgsroman, eine Geschichte über das Leben von Sarahs jüdischen Großeltern, die Holocaust-Opfer waren. Fortan halten ihn alle für einen echten, jüdischen Autor, einen zweiten Philip Roth.

Spätestens wenn der untreue Victor Sarah, während sie in den Wehen liegt, mit einem weiblichen Fan betrügt oder wenn er seinen lernbehinderten Sohn wiederholt als "Idiot" beschimpft, hätte jede Zuschauerin im Saal, die noch einigermaßen bei Verstand ist, diesen Mann verlassen. Nicht so Sarah, die in den 80-ern recht klischeehaft zur Koksnase degeneriert, weil ihr Mann sie langweilig findet. Dies ist nicht die einzige Erniedrigung, die sie über sich ergehen lässt – auch wenn sie gelegentlich zurückschlägt, ihn sogar für einige Zeit verlässt.

Immer wieder muss man an die Filme von Woody Allen denken, doch während dessen neurotische Figuren unter dem Strich recht liebenswert sind, ist zumindest Victor einfach nur erschreckend unsympathisch. So gehen zwei zunehmend unangenehme Stunden ins Land, die zwar durchaus auch von amüsanten Dialogen, boshaften Seitenhieben auf das vermeintliche Genie von Autoren und interessantem Zeitkolorit durchzogen sind, in denen aber wohl eher von der Perversion als von der Poesie der Liebe erzählt wird.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

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