2002 begann der Aufstieg der Killerpilze - als Schülerband.
Der Dokumentarfilm "Immer noch jung - 15 Jahre Killerpilze" feierte seine Premiere auf dem Filmfest München - und wurde dort prompt mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Immer noch jung - 15 Jahre Killerpilze

KINOSTART: 05.10.2017 • Dokumentarfilm • D (2017) • 112 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
D
Laufzeit
112 Minuten

Filmkritik

Von Träumen, Wünschen und Selbstverwirklichung
Von Nadine Wenzlick

Die mitreißende Doku "Immer noch jung – 15 Jahre Killerpilze" handelt vom Aufstieg, Fall und Comeback der Killerpilze. Sehenswert und unterhaltsam zugleich.

Einmal bei Rock am Ring auf der Bühne stehen – davon hatten die Killerpilze schon immer geträumt. Nun stehen sie also Backstage, Arm in Arm, und warten auf jenen großen Moment. "Wir gehen da jetzt raus und reißen denen den Arsch auf", beschwört Sänger Johannes "Jo" Halbig. "Ich sag's euch, das ist unser Rock am Ring, wir haben so lange dafür gearbeitet, dass wir hier heute stehen. Und wir machen jetzt ne coole Show daraus. Wir sind locker, wir spielen tight. Wir haben niemandem etwas zu beweisen, sondern einfach nur geil zu spielen." Mit jener Szene beginnt der äußerst sehenswerte und unterhaltsame Dokumentarfilm "Immer noch jung – 15 Jahre Killerpilze". Es ist der Klassiker des Musikfilm-Epos: eine Geschichte von Aufstieg, Fall und Comeback.

Angefangen hat alles im Jahr 2002, als der damals 13-jährige Johannes Halbig und sein Schulfreund Andreas Schlagenhaft gemeinsam mit Maximilian Schlichter und Johannes' kleinem Bruder Fabian Halbig in der schwäbischen Provinz die "jüngste Punkband Deutschlands" gründeten. Auf erste Konzerte in Jugendzentren folgten schnell Auftritte in München, die Killerpilze bekamen einen Plattenvertrag mit Universal Music, und bevor sie sich versahen, wurden sie zum Teenie-Hype. Sie zierten das Cover der "Bravo", traten in einer Fernsehshow nach der nächsten auf und wurden von kreischenden Teenies belagert. Erzählt von den Bandmitgliedern, ihren Familien, dem Management sowie prominenten Wegbegleitern wie Klaas Heufer-Umlauf, Jennifer Rostock und Felix Brummer (Kraftklub) und gespickt mit unveröffentlichtem Archivmaterial, das bis zur ersten Bandprobe reicht, lässt der Film den kometenhaften Aufstieg der Band Revue passieren.

Willenskraft und Beharrlichkeit

Doch so schnell der Erfolg kam, so schnell ging er auch zu Ende. Die beiden Filmemacher David Schlichter und Fabian Halbig – Letzterer studierte während der Pause der Band Film – gewähren spannende Einblicke in die Mechanismen der Musiklandschaft und sparen kein Detail aus: nicht den Verlust der Privatsphäre, nicht den Frust der Band über ihre Reduzierung zur Mädchenband und nicht den darauf folgenden Ausstieg von Andreas Schlagenhaft im Jahr 2007. Der nachlassende Erfolg beim zweiten Album und der überraschende Rausschmiss ihrer Plattenfirma führen schließlich zum Fall der Band. Statt sich unterkriegen zu lassen, machen die Killerpilze allerdings unbeirrt weiter, und davon lebt die Dokumentation. Dank ihrer beeindruckenden Willenskraft und Beharrlichkeit schafft die Band den Neuanfang auf eigenen Beinen, tritt nicht nur bei Rock am Ring auf, sondern gründet auch eine eigene Plattenfirma und absolviert 2016 die größte deutsche Musikcrowdfunding-Kampagne.

Eine oft erzählte aber immer wieder schöne Geschichte – zumal "Immer noch jung" mehr leistet, als sie einfach bloß nachzuerzählen. Sie lässt Johannes Halbig, Maximilian Schlichter und Fabian Halbig Mensch werden. Nicht umsonst gewann die Dokumentation den Publikumspreis auf dem 35. Filmfest München. Es geht um Träume, Wünsche und Selbstverwirklichung. Man sieht sich mit den eigenen Vorurteilen konfrontiert und möchte am Ende sofort losgehen, um das letzte Album der Killerpilze kaufen, damit sie für ihren Fleiß und ihr Durchhaltevermögen endlich belohnt werden. Den Wunsch, die größte Rockband Deutschlands zu werden, haben die Jungs jedenfalls noch nicht aufgegeben. "Wir sind immer noch jung", sagt Schlichter in dem Film. "Und es fühlt sich gerade an, als wäre das erst der Anfang."

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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