Eine Schule, irgendwo in Estland: Der recht unsportliche und zurückhaltende Joosep ist der Außenseiter in seiner Klasse und damit den täglichen verbalen wie tätlichen Übergriffen von Anders, dem Anführer der Klasse, ausgesetzt. Bis sich endlich in dem Mitschüler Kaspar endlich jemand findet, der Joosep helfen will. Fortan sieht sich auch Kaspar den Anfeindungen der Klasse ausgesetzt, seine Freundin verlässt ihn sogar. Immer schlimmer werden die Zustände, bis die Qualen für die beiden so groß werden, dass sie sich zu einer Verzweiflungstat entscheiden ...
Für Regisseur Ilmar Raag bildete der Amoklauf an der Columbine High School 1999 den Ausgangspunkt für sein Debüt, in dem er recht minimalistisch, aber schonungslos die fatale Entwicklung in einer Schule nachzeichnet, die schließlich in einer Katastrophe mündet. Die Thematik des Dramas - das Drehbuch entwickelte Raag zusammen mit seinen Jungdarstellern, die allesamt Schauspiellaien sind - erinnert an Gus Van Sants Genrearbeit "Elephant", doch im Gegensatz zu dessen Regiearbeit zeigt Raag hier die Zusammenhänge und Ursachen auf, die erklären können, warum aus vermeintlich "ganz normalen Schülern" plötzlich durchgeknallte Amokläufer werden. Allerdings muss man Raag eine gewisse Einseitigkeit vorwerfen, denn Lehrer und Familienangehörige scheinen von all den Vorgängen überhaupt nichts mit zu bekommen. Nach den schrecklichen Vorkommnissen in Erfurt, Winenden und Ansbach ist dies jedoch sicher auch hierzulande ein wichtiger Film.
Foto: MFA