Meg (Storm Reid) hat ihren Vater verloren.
"Das Zeiträtsel" entführt in fremde, bunte Welten - nach einem Roman von Madeleine L'Engle.

Das Zeiträtsel

KINOSTART: 05.04.2018 • Abenteuer • USA (2018) • 110 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
A Wrinkle in Time
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA
Budget
103.000.000 USD
Einspielergebnis
132.675.864 USD
Laufzeit
110 Minuten

Filmkritik

Ritt durchs Universum
Von Christopher Diekhaus

Der Ruf nach mehr Diversität im Hollywood-Kino scheint langsam, aber sicher Früchte zu tragen. Nach "Black Panther", dem ersten Marvel-Blockbuster mit einem schwarzen Superhelden im Zentrum, stellt auch die Jugendbuchverfilmung "Das Zeiträtsel" eine afroamerikanische Figur in den Mittelpunkt der Handlung. Inszeniert wurde der Fantasy-Streifen von der farbigen Regisseurin Ava DuVernay, die 2014 mit dem Bürgerrechtsdrama "Selma" für Furore sorgen konnte.

Grundlage ihres jüngsten Films ist ein 1962 veröffentlichter Roman der US-Schriftstellerin Madeleine L'Engle, der in Deutschland zunächst unter dem Titel "Die Zeitfalte" erschien. Bereits 2003 legte Disney eine Fernsehadaption vor, in der die Protagonistin allerdings von einer weißen Darstellerin gespielt wurde. Die Neuauflage stammt ebenfalls aus dem geschichtsträchtigen Micky-Maus-Studio und präsentiert sich mit einem Budget von rund 100 Millionen Dollar als aufwendiges, bildgewaltiges Leinwandspektakel.

In den vier Jahren seit dem spurlosen Verschwinden ihres Vaters (Chris Pine), eines berühmten Physikers, hat sich die Teenagerin Meg Murry (Storm Reid) zu einer verschlossenen Außenseiterin entwickelt. Ihre Intelligenz vergeudet sie immer mehr, und in der Schule sieht sie sich ständig neuen Anfeindungen ausgesetzt. Eines Tages treten aus heiterem Himmel drei überirdische Wesen, Mrs. Soundso (Reese Witherspoon), Mrs. Wer (Mindy Kaling) und Mrs. Welche (Oprah Winfrey), in das Leben der 13-Jährigen und überzeugen sie, in den Weiten des Universums nach ihrem Vater zu suchen. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Trio, ihrem hochbegabten Bruder Charles Wallace (pfiffig und aufgeweckt: Deric McCabe) und ihrem Klassenkameraden Calvin (Levi Miller) tritt Meg eine aufregende Reise an.

Ihr beachtliches Produktionsvolumen nutzt Ava DuVernay vor allem, um sich visuell auszutoben und den Zuschauer in abwechslungsreich gestaltete Welten zu entführen. Ein Augenschmaus ist etwa der saftig grüne Planet Uriel, auf dem Meg und ihre Weggefährten tanzenden Blumen begegnen. Mrs. Soundso verwandelt sich hier in eine blattartige Kreatur und nimmt die drei Erdenbewohner mit auf einen rasanten Ritt durch die Lüfte.

Drastische Ton- und Stimmungswechsel überraschen

Etwas holprig wirkt dagegen der Handlungsverlauf. Nicht alle Wendungen werden mit der notwendigen Sorgfalt vorbereitet. Immer wieder muss man Erklärungen schlucken, die das von Jennifer Lee ("Die Eiskönigin - Völlig unverfroren") und Jeff Stockwell ("Brücke nach Terabithia") verfasste Drehbuch eher hastig hinwirft, anstatt sie verständlich auszuarbeiten. Die moralischen Botschaften, die das Fantasy-Abenteuer bereithält, sind erbaulich, jedoch keineswegs originell. Und der emotionale Unterbau – Megs Schmerz über den Verlust des Vaters – geht dem Betrachter nur bedingt nahe.

Überraschend für eine Disney-Produktion sind zweifelsohne die drastischen Ton- und Stimmungswechsel. Auf diese Weise wird der Film unberechenbarer. Gleichzeitig verstärkt sich aber der Eindruck, es mit einer unausgegorenen Geschichte zu tun zu haben. Strahlt der Beginn des Abenteuers noch große Ausgelassenheit und Heiterkeit aus, nimmt das Geschehen mit der Zeit immer unheimlichere Züge an. Gruselig ist nicht nur die Ankunft der Protagonisten in einer gleichförmigen Wohnsiedlung, in der alle Kinder vor den Häusern im gleichen Takt einen Ball auf den Boden titschen. Verstörend wirkt ebenso der Auftritt des listigen Red (Michael Peña), der Meg, Charles Wallace und Calvin in eine Falle zu locken versucht. Im Finale entfesselt DuVernay schließlich ein düster-krachendes Effektgewitter, bei dessen Anblick kleinen Kindern durchaus angst und bange werden kann.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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