Ingenieur Robert (Armin Mueller-Stahl, Foto r., mit Jutta Hoffmann und Sigfrit Steiner) und Jugendhelferin Ellen fahren mit ihrem fünfjährigen Sohn Nicky in den Urlaub. Der Zufall will es, dass sie in ihrem Urlaubsquartier ohne Gesellschaft bleiben. Unfreiwillig allein und sich selbst überlassen, sehen sie sich plötzlich einer harten Prüfung ihres familiären Zusammenlebens ausgesetzt. Unausgetragene Konflikte brechen auf. Alles, was bisher unter den Teppich gekehrt wurde, wird ans Licht gezerrt. Beide, Mann und Frau, gehen schonungslos offen mit sich ins Gericht. Da kommen Seitensprünge zur Sprache und Scheidungsabsichten, Leistungsdruck, Misstrauen und Anpassung aus Bequemlichkeit. Erschreckt über ihre Entdeckungen, fragen sie sich, was wohl mit ihnen los sei. Aus dem scheinbaren Miteinander wird ein Nebeneinander, ja Gegeneinander. Erst die Lebensweisheit eines alten Mannes hilft ihnen, sich ganz allmählich zu einem neuen Verständnis menschlichen Daseins, menschlicher Verantwortung und individueller Möglichkeiten vorzuarbeiten. Doch was bleibt, sind Schwermut und Melancholie ...
Eine mutige wie gesellschaftskritische Regiearbeit von Frank Beyer, der neben Gerhard Klein, Joachim Kunert und Konrad Wolf einer der wichtigsten Regisseure der DDR war. Allerdings waren seine Filme, die im Osten und Westen gleichermaßen gut ankamen, häufig politisch umstritten. So auch diese gut besetzte und gespielte Parabel "Geschlossene Gesellschaft", die Beyer nach einem Drehbuch von Klaus Poche inszenierte und die erst nach umfassenden Schnitten zur Aufführung freigegeben wurde, da sie "die gesellschaftlichen Verhältnisse grob entstelle" - so lauteten seinerzeit die Vorwürfe.
Foto: RBB/DRA/Siegfried Rieck