Luca tanzt leise

KINOSTART: 19.01.2017 • Komödie • Deutschland (2016) • 81 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Luca tanzt leise
Produktionsdatum
2016
Produktionsland
Deutschland
Laufzeit
81 Minuten
Von Florian Blaschke

Es gibt Komödien, die bedienen sich eines einfachen, aber dennoch umso erstaunlicheren Tricks: Sie kommen ohne Gags aus. Sie brauchen keine Pointen, keine lauten Lacher, sie leben von den kleinen ironischen Momenten, den Gelegenheiten zum Schmunzeln, zur Heiterkeit, die das Leben ohnehin schon bietet.

"Luca tanzt leise" ist so eine Komödie, die dieses Genre eigentlich aber gar nicht verdient hat. So wie dieser Film überhaupt kein Genre verdient hätte, keinen Stempel. Zu banal ist die Geschichte im positivsten Sinn, den man sich denken kann. Zu alltäglich. Zu großartig.

Im Zentrum: Luca (Martina Schöne-Radunski), eine junge Frau, die "ein paar dunkle Jahre" hinter sich hat, "so 15 bis 25" – Jahre, in denen Depressionen ihr Leben prägten. Jetzt aber hat sie Mata an ihrer Seite, eine Mischlings-Hündin, und versucht, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Abitur nachholen, studieren, oder eine Ausbildung machen. Was Vernünftiges eben, wie Mama sagt – und die muss es wissen, die ist schließlich Lehrerin.

Das Problem: Mit Mathe hat es Luca nicht so. Dafür ist sie ganz gut in Englisch. Bei ihrem Sitznachbarn Kurt (Hans-Heinrich Hardt), einem Mechaniker, ist es umgekehrt. Also schließen die beiden einen Deal: Nachhilfe für Nachhilfe – wie du mir, so ich dir. Und so beginnt "Luca tanzt leise" ganz unscheinbar, ganz unerheblich.

Depressionen: Mehr als nur Traurigkeit

Luca tanzt leise

Es ist nicht lange her, da hat in den sozialen Netzwerken eine Aktion Aufmerksamkeit erregt, die das Thema Depressionen in den Blick genommen hat. #notjustsad hieß der Hashtag zu dieser Aktion, nicht bloß traurig. Mit ihm wollten Betroffene, aber nicht nur sie, die Depression aus ihrer Klischeewelt herausholen. So ein bisschen traurig, das ist schließlich jeder schon mal, heißt es oft. Doch das, was Depressionen wirklich sind, bleierne Schwere, Hoffnungslosigkeit, chancenlos zu sein gegen das Nichts, das in einem wohnt, das kann nicht nachvollziehen, wer es nicht erlebt hat.

"Luca tanzt leise" könnte Teil dieser Aktion sein, könnte sich selbst dem Hashtag #notjustsad verschrieben haben. "Nach meinem ersten Film 'Liebe mich!' war ich in der Entwicklung meines zweiten Films", sagt Regisseur Philipp Eichholtz. "Mitten in der Entwicklung, im April 2015 passierte etwas in meinem direkten Umfeld, was mich so bewegt hat, das ich meine Arbeit an dem Buch unterbrechen musste. Ich fand keine Ruhe und streifte tagelang ziellos durch meine Wohnung. Mir wurde klar, das ich diese Erlebnisse und meine Gedanken kanalisieren muss. An einem Sonntag dann, setzte ich mich an meinen Küchentisch und fing an zu schreiben. Drei Tage später hatte ich auf 7 Seiten 34 Szenen, eine Geschichte die ich unbedingt erzählen musste."

Ein fast schon perfekter Cast

Für diese Geschichte hat Eichholtz Schauspieler gefunden, denen gelingt, was so selten ist: Man vergisst nach einiger Zeit, dass sie Schauspieler sind. Fast schon dokumentarisch begleitet die Kamera diese Protagonisten, deren Dialoge keinem Drehbuch zu folgen scheinen, sondern dem Leben, die so ungeschliffen, so wunderbar lakonisch sind, dass man sich verliert in der Realitätsnähe. Da wären Claudia Jacob als Lucas Mutter, Deleila Piasko als Freundin Maria oder die wunderbare Ruth Bickelhaupt als Oma. Ein fast schon perfekter Cast.

"Dieser Film ist ein kleiner Liebesbrief an all diejenigen, deren größter Kampf es ist, jeden Tag überhaupt aufzustehen", sagt Eichholtz über sein Projekt, und in diesem einen, kleinen Satz schwingt schon alles mit, was "Luca tanzt leise" ist. Denn dieser Liebesbrief steckt voller feiner Details, voller Bedrohungen für dieses kleine Stück Alltag, das sich Luca da mühsam aufgebaut hat, voller Begegnungen mit Menschen, denen man auch als Zuschauer gerne begegnet. An sie alle ist dieser Film ebenfalls ein Liebesbrief, eine Hommage.

Dabei ist Lucas Geschichte keineswegs so glatt, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Sie hat ihre Tragik, ihre Dramen, ohne allerdings auf altbewährte, oft platte Plot-Strukturen zu setzen. Und so wie der Titel, "Luca tanzt leise", auch etwas über dieses bemerkenswerte Mädchen erzählt, so verrät er auch etwas über sich selbst, über das, was man Erzählweise, was man Stil nennen könnte. Und so ist "Luca tanzt leise" ein kleines, deutsches Filmkunststück, von denen es nicht so viele gibt. Bitte – mehr davon.

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