Der Dokumentarfilm "Meine Welt ist die Musik - Der Komponist Christian Bruhn" ist eine Hommage an den wohl unbekanntesten Megahit-Komponisten Deutschlands.
Christian Bruhn ist einer der erfolgreichsten deutschen Komponisten aller Zeiten. Christian wer? "Ich will nicht auf der Straße erkannt werden, ich will auf der Straße gepfiffen werden", sagt der 84-Jährige an einer Stelle fast beiläufig Filmemacherin Marie Reich ("Summertime Blues"). Nun, kaum ein Liedproduzent Deutschlands dürfte so regelmäßig gepfiffen werden wie Bruhn: "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Wunder gibt es immer wieder", "Ein bisschen Spaß muss sein" oder die TV-Melodien von "Captain Future" oder "Timm Thaler" stammen aus seiner Feder. Doch so populär sein Sound, so widersprüchlich war das Leben des Norddeutschen.
2.500 bei der GEMA gemeldete Kompositionen gehen auf das Konto Christian Bruhns. Sogar Werbe-Jingles wie "Milka, die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt" tragen den Komponisten-Namen des Ex-Mannes von Katja Ebstein. Bruhn kam 1934 in Wentorf bei Hamburg zur Welt. Er stammt aus einer Intellektuellenfamilie, die darunter litt, dass der Sohn ein schlechter Schüler war, der mehrfach am Abitur scheiterte und sich – neben seiner großen Liebe Mozart und Jazz – vor allem für "billige Unterhaltungsmusik" interessierte.
Der Aufstieg des versierten Pianisten begann in der deutschen Nachkriegszeit. Mit Conny Froboess' jugendlicher Stimme und dem Hit "Zwei kleine Italiener" (Text: Georg Buschor) setzte er dann 1962 ein erstes Hit-Ausrufezeichen. Es folgte eine Karriere, die in der deutschen Unterhaltungsmusik ihresgleichen sucht. Weggefährten und Zeitgenossen wie Ralph Siegel oder Harold Faltermeyer, aber auch Ex-Frauen wie Katja Ebstein oder sein Sohn Christian Bruhns äußern sich über das Studienobjekt dieses Films: ein offenbar sehr intelligenter Mann, den dennoch immer das Leichte faszinierte.
Bis heute komponiert Bruhn und setzt sich mit neuster Studiotechnologie auseinander. Fast all seine Lieder spielte er im eigenen Studio mit Musikern seiner Wahl selbst ein. Nebenbei betrieb Bruhn als langjähriger Aufsichtsrats-Vorsitzender der GEMA Politik und sorgte für gute Verträge für die eigene Kaste der Songschreiber.
Ein Tausendsassa also? In jedem Fall ein älterer, noch sehr fitter und wacher Herr – dessen Lebensbrüche erst gegen Ende von Marie Reichs nur knapp 80 Minuten langem Dokumentarfilm offenbar werden. Seine Söhne hatten nicht viel von ihm. Die Musik stand immer an erster Stelle. Mit den Kindern ging der intellektuelle Schlagerkomponist streng um. "Wohl ebenso streng wie mit seinen Musikern", erinnert sich sein Sohn – ein Mittfünfziger, der dem Vater jedoch verziehen hat. Heute treten die beiden als Jazz-Combo gemeinsam auf. Der Vater am Klavier, der Sohn am Schlagzeug. Beide lächeln. Altersmilde hat etwas Schönes.
Marie Reichs Dokumentarfilm ist in seiner Machart klassisch bis konventionell. Es gibt wenige erzählerische oder gar ästhetische "Mätzchen". Dennoch kommt "Meine Welt ist die Musik" seinem Protagonisten nah. Damit schließt der Film eine Bildungslücke in Bezug auf einen der größten Namen der deutschen Popularmusik.
Quelle: teleschau – der Mediendienst