Der prinzipientreue Gewerkschafter Laurent Amédéo (Vincent Landon, links in roter Weste) lauscht den Worten eines Mitstreiters.
Stéphane Brizés neues Drama "Streik" erzählt von einem erbittert geführten Arbeitskampf in einer südfranzösischen Fabrik.

Streik

KINOSTART: 25.04.2019 • Drama • F (2018) • 114 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
En Guerre
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
F
Filmstudio
Nord-Ouest Films, France 3 Cinéma
Laufzeit
114 Minuten
Kamera

Filmkritik

Bis zum Äußersten
von Christopher Diekhaus

In Stéphane Brizés Drama "Streik" geht die Belegschaft einer französischen Firma gegen die Schließung ihres Werks auf die Barrikaden – und der Zuschauer nimmt dank einer fiebrig-agilen Handkamera hautnah an den Auseinandersetzungen teil.

Welche Ausdruckskraft ein Filmtitel haben kann, zeigt Stéphane Brizés Drama "Streik". Während der deutsche Verleiher eine eher nüchterne, fast schon verharmlosende Beschreibung gewählt hat, vermittelt das französische Pendant sofort ein Gespür für die Stimmungslage der Erzählung. "En guerre", also "Im Krieg", heißt der Film im Original und setzt damit ein handfestes Statement, das der Regisseur von den ersten Momenten an einlöst.

Ohne Vorwarnung schleudert Brizé den Zuschauer in einen hochexplosiven Konflikt hinein, der eine ganze Region im Süden Frankreichs erschüttert. Trotz anders lautender Vereinbarungen mit der Geschäftsführung soll in der Kleinstadt Agen das Werk des Autozubehör-Produzenten Perrin geschlossen werden – auf Geheiß des deutschen Mutterkonzerns. Die Belegschaft fühlt sich verraten und verkauft und lehnt sich, angeführt vom meinungsstarken Gewerkschafter Laurent Amédéo (als einer der wenigen Profischauspieler unter vielen Laiendarstellern: Vincent Landon), gegen die geplante Maßnahme auf. Mit der Blockade der Fabrik beginnt ein erbittert geführter Arbeitskampf, in dessen Verlauf die Streikenden den Rechtsweg beschreiten, die französische Regierung um Hilfe bitten und ein Treffen mit dem deutschen Firmenchef erzwingen wollen.

Nach seinem Arbeitslosendrama "Der Wert des Menschen", in dem Vincent Landon ebenfalls die Hauptrolle spielte, befasst sich Regisseur Brizé in "Streik" abermals mit den Auswüchsen des globalisierten Kapitalismus. Von Anfang an gleicht seine neue Regiearbeit einem Pulverfass, das jederzeit in die Luft gehen könnte. Fiktive Fernsehberichte liefern erste Anhaltspunkte zur Brisanz der Auseinandersetzung. Und die agile, nur selten zur Ruhe kommende Handkamera, die stets dicht an den Figuren bleibt, verleiht dem Geschehen einen quasi dokumentarischen Charakter.

Die fiebrige, zuweilen von pulsierenden Klängen untermalte Inszenierung entfacht einen starken Sog. Immer wieder wird man mitgerissen von den aufgebrachten Diskussionen, den hitzigen Verhandlungen und den Protestaktionen, die in einigen Passagen sogar eine thrillerhafte Spannung erzeugen. Dass Brizés Sympathie den um ihre Existenzen fürchtenden Perrin-Mitarbeitern gehört, unterstreicht schon ein dem Film vorangestelltes Zitat von Bertolt Brecht: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." Erfreulicherweise bemüht sich "Streik" dennoch lange um eine differenzierte Sichtweise.

Die etwas halbherzige Vermittlerrolle der französischen Regierung und die herablassende Haltung der Konzernleitung werden kritisch beleuchtet. Und Verständnis für die zunehmende Verzweiflung der Arbeitskämpfer scheint regelmäßig durch. Gleichzeitig nimmt das Drehbuch allerdings auch die wachsenden Meinungsverschiedenheiten im Lager der Streikenden in den Blick. Während der von Vincent Lindon beängstigend eindringlich verkörperte Laurent aus Prinzip nicht klein beigeben will, haben einige Mitstreiter jegliche Kraft verloren und prangern unmissverständlich die Art und Weise der Eskalation an. Beide Seiten haben schlagende Argumente – was den Ereignissen eine ambivalente Note gibt. Seine überraschend ausgewogene Darstellung torpediert das Drama jedoch mit einer grellen Schlusspointe, die den Betrachter leicht zwiegespalten aus dem Kinosaal entlässt. Den Holzhammer hätte es hier sicher nicht gebraucht.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Vincent Lindon
Weitere Darsteller
Mélanie Rover Jacques Borderie David Rey Olivier Lemaire Isabelle Rufin Bruno Bourthol Sébastien Vamelle Jean-Noël Tronc Valérie Lamond Guillaume Daret Jean Grosset Frédéric Lacomare Anthony Pitalier Séverine Charrié Romain de Boissieu Marie Nadaud Rachid Mamlous Guillaume Draux Rachid Haryouli Teddy Perrot Angélique Bouin

Neu im kino

Die Farben der Zeit (2025)
Die Farben der Zeit
Komödie • 2025
Bring Her Back (2025)
Bring Her Back
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Das Kanu des Manitu (2025)
Das Kanu des Manitu
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Weapons – Die Stunde des Verschwindens (2025)
Weapons – Die Stunde des Verschwindens
Horror • 2025
Was uns verbindet (2025)
Was uns verbindet
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Freakier Friday (2025)
Freakier Friday
Fantasy • 2025
prisma-Redaktion
Together – Unzertrennlich (2025)
Together – Unzertrennlich
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Wilma will mehr (2025)
Wilma will mehr
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Die nackte Kanone (2025)
Die nackte Kanone
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Memoiren einer Schnecke (2024)
Memoiren einer Schnecke
Animation • 2024
prisma-Redaktion
The Life of Chuck (2025)
The Life of Chuck
Drama • 2025
prisma-Redaktion
The Fantastic Four: First Steps (2025)
The Fantastic Four: First Steps
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
#SchwarzeSchafe (2025)
#SchwarzeSchafe
Komödie • 2025
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast (2025)
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Die Schlümpfe: Der große Kinofilm (2025)
Die Schlümpfe: Der große Kinofilm
Animation • 2025
prisma-Redaktion
Der Fleck (2025)
Der Fleck
Drama • 2025
Superman (2025)
Superman
Science Fiction • 2025
Frisch (2025)
Frisch
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Mädchen Mädchen (2025)
Mädchen Mädchen!
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Jurassic World: Die Wiedergeburt (2025)
Jurassic World: Die Wiedergeburt
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
One to One: John & Yoko (2025)
One to One: John & Yoko
Dokumentarfilm • 2025
M3GAN 2.0 (2025)
M3GAN 2.0
Action • 2025
F1 (2025)
F1 - Der Film
Action • 2025
Elio (2025)
Elio
Familie • 2025
prisma-Redaktion
28 Years Later (2025)
28 Years Later
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Der letzte Takt (2024)
Der letzte Takt
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Drachenzähmen leicht gemacht (2025)
Drachenzähmen leicht gemacht
Action • 2025
prisma-Redaktion
Guns Up (2025)
Guns Up
Action • 2025
prisma-Redaktion
The Ugly Stepsister (2025)
The Ugly Stepsister
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Akiko, der fliegende Affe (2025)
Akiko, der fliegende Affe
Familie • 2025
prisma-Redaktion