In St. Petersburg bildet Alexander Puschkin (Ralph Fiennes, links) den Ballettnachwuchs aus.
Das Biopic "Nurejew - The White Crow" erzählt vom Leben und der Kunst des Balletttänzers Rudolf Nurejew.

Nurejew - The White Crow

KINOSTART: 26.09.2019 • Drama • GB (2018) • 127 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
The White Crow
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
GB
Filmstudio
BBC Film, Magnolia Mae Films, HanWay Films, Metalwork Pictures, Work in Progress, Montebello Productions
Laufzeit
127 Minuten
Music
Kamera

Filmkritik

Tanz, sonst bist du verloren!
von Sven Hauberg

In "Nurejew – The White Crow" erzählt Ralph Fiennes, wie aus einem kleinen Jungen ein Weltstar wurde. Dem Mythos Rudolf Nurejew nähert er sich dabei aber nur behutsam.

Was für ein Leben! Rudolf Nurejew war nicht nur der größte Balletttänzer seiner Zeit. Er war auch Liebling der Klatschpresse, hatte eine Affäre mit Helmut Berger, zog mit Freddie Mercury um die Häuser. 1993 starb er an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung, nur 54 Jahre alt. Man sollte sich all das in Erinnerung rufen, bevor man sich "Nurejew – The White Crow" ansieht. Denn der Film von Ralph Fiennes (er spielt auch eine der Hauptrollen) endet genau dann, wenn Nurejew der wird, als den man ihn in Erinnerung hat: ein Weltstar.

Fiennes unterläuft die Erwartungen des Publikums damit zwangsläufig. "The White Crow" ist kein klassisches Biopic wie zuletzt "Rocketman" über Elton John oder "Bohemian Rhapsody" über Freddie Mercury. Nicht die Skandale Nurejews interessieren Fiennes, sondern sein Werdegang. Wie wurde der Mann, der 1938 in einem Zug der Transsibirischen Eisenbahn zur Welt kam, zum Tänzer, der das Ballett quasi im Alleingang neu erfand? Vor Nurejew standen die Frauen im Zentrum des Balletts, die männlichen Tänzer waren Beiwerk. Nurejew aber machte den Mann zum gleichberechtigten Tänzer, emanzipierte ihn von den weiblichen Rollen.

"The White Crow" erzählt seine Geschichte auf drei Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln. Da sieht man, unter welch ärmlichen Bedingungen der kleine "Rudi" aufwächst, in einem kleinen Dorf nahe Ufa, wie er erstmals an der Ballettstange übt und wie sein Vater aus dem Krieg nach Hause kommt. Vor allem aber interessieren Fiennes die späteren Jahre des Tänzers: seine Ausbildung am Choreografischen Institut Leningrad und seine erste Reise aus der Sowjetunion in den Westen.

Ralph Fiennes spielt auf Russisch

Ralph Fiennes spielt Alexander Iwanowitsch Puschkin, Nurejews Lehrer in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Die Leistung, die er hier abliefert, ist gewaltig. Nicht nur, weil er den ganzen Film (den man sich unbedingt in der wunderbar vielsprachigen Originalversion anschauen sollte) über Russisch spricht. Fiennes erschafft mit wenigen, zurückhaltenden Gesten ein eindringliches Porträt eines vom Ballett besessenen, aber auch unglaublich liebenswerten Mannes.

Den erwachsenen Rudolf Nurejew spielt Oleg Iwenko, ein professioneller Balletttänzer, der für "The White Crow" erstmals vor der Kamera stand. Ihm kommt die schwierige Aufgabe zu, Nurejew, der als ungeduldig und arrogant galt, halbwegs sympathisch rüberzubringen. Schließlich dreht sich der Film rund zwei Stunden lang um ihm. Das gelingt ihm nur bedingt – man fragt sich bisweilen schon, was Regisseur Ralph Fiennes an diesem spröden Mann so fasziniert hat, der in jenen Jahren noch wenig funkelte.

Es ist wohl vor allem der Gedanke von Kunst als etwas Universalem, als Idee, die alle Gattungen durchdringt, um die es Fiennes in seiner dritten Regiearbeit geht. In Paris, wo er 1961 mit seiner Compagnie auftritt, streift Nurejew, stets begleitet von Männern des KGB, durch die Museen. In raffinierten, sinnlichen Kompositionen lässt "The White Crow" Nurejews Blick über alte, griechische Statuen gleiten und nimmt gleichzeitig den sehnigen, trainierten Körper seines Protagonisten in den Blick. Das ist alles interessant und schön anzusehen, leider aber auch ein bisschen langweilig.

Spannend wird "The White Crow" am Ende, das hier durchaus verraten werden kann, weil der Film es schon in der ersten Szene andeutet und weil es außerdem in die Geschichtsbücher eingegangen ist: Nach einigen Wochen in Paris soll Nurejew zurück nach Sowjet-Russland fliegen. Aber weil er befürchtet, für sein unangepasstes Verhalten im "feindlichen Ausland" bestraft zu werden, entschließt er sich, zu bleiben. Die Szenen, in denen Nurejew am Flughafen von Paris seinen Bewachern zu entkommen versucht, inszeniert Fiennes wie einen Thriller. Da spürt man sie, die Faszination, die der Tänzer Nurejew auf seine Zeitgenossen ausgeübt haben muss.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Schon lange ein Weltstar: Ralph Fiennes
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